Berliner Morgenpost/Nicht vor der eigenen Haustür/Kommentar von Uta Keseling
Berlin (ots)
Ohne Nachverdichtung geht es in Berlin nicht
Im Englischen bezeichnet die Abkürzung "Nimby" ("not in my Backyard") Menschen, die einerseits für bestimmte Bauprojekte sind, etwa Flüchtlingsheime, aber protestieren, sobald ein solches vor ihrer eigenen Haustür, oder dem Hinterhof, entsteht.
Einerseits: Nimbys gibt es überall. Auch in Berlin, und zunehmend auch in "grün-roten" Innenstadtvierteln, deren Bewohner sich oft besonders für Minderheiten einsetzen. Bis dann die Planer anrücken. Dann werden alle Mittel ausgeschöpft, um etwa Bäume zu schützen, die rein zufällig dem Neubau im Wege stehen.
Andererseits ist die Wohnungsnot keine Erfindung. Selbst besser gestellte Familien erfahren, was es bedeutet, wenn man keine Wohnung findet, keine passende oder mit realistischer Miete. Es sind eben nicht Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten, die derzeit in Berlin Obdach und in der Folge Wohnungen suchen. Sondern zunehmend auch ärmere Familien, die zum Beispiel durch Eigenbedarfskündigungen ihre Wohnungen verlieren.
Die Frage, die oft gestellt wird: Wem nützen die neuen Wohnungen? Sind es Luxusdachgeschosse, gegen die viele Berliner in den 1990er-Jahren protestierten? Oder schlichte Behausungen für Geflüchtete, die viele auch nicht haben wollen? Im Einzelfall wird es darauf ankommen, wie gut Politiker und Bauherren Neubauprojekte im Kiez erklären. Auch ein offener Blick auf Orte, wo die Nachverdichtung schon abgeschlossen ist, könnte helfen. Welche Fehler wurden gemacht? Welche Ängste waren unbegründet? Was auf keinen Fall hilft: Endloser Streit, bei dem keine einzige neue Wohnung entsteht. Denn dass Wohnungen her müssen, darin sind sich mutmaßlich alle einig.
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