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Berliner Morgenpost: Kommentar - Lafontaine

Berlin (ots)

Oskar Lafontaine und die Leipziger
Montagsdemonstration – auf den ersten Blick wäre es eine kleine, aber
unfeine Ironie der Geschichte, wenn jetzt zusammenwächst, was nicht
zusammen gehört: Der Mann, dem die deutsche Einheit stets egal war –
und die Veranstaltung, die die deutsche Einheit erst möglich gemacht
hat. Auf den zweiten Blick passt die Kombination aber gar nicht so
schlecht. Denn weder in „Montagsdemo“, noch in „Lafo“ steckt heute
noch drin, was bis gestern noch draufstand:. In dem einen kein Kampf
für Freiheit, kein Aufbegehren gegen einen Unterdrückungs- und
Beschnüffelungsapparat, keine Manifestation des freien Willens
mutiger Bürger gegen den kollektiven Wahnsinn einer
Kleinstbürgerdikatatur – und im anderen keine linke Galionsfigur.
Montagsdemonstration und Lafontaine – es hat zwar stets etwas
Trauriges, Mitleiderregendes, wenn die Vergangenheit Zukunft sein
will. Das entschuldigt aber noch lange nicht den absehbaren
Etikettenschwindel. Sollte Lafontaine tatsächlich die Chance
erhalten, in Leipzig die Reformpolitik des Kanzlers als neoliberalen
Irrweg zu verdammen, dann kämpft nicht Deutschlands letzter
aufrechter Sozialdemokrat am historischen Ort im Namen eines
unterdrückten Volkes für soziale Gerechtigkeit. Dann aalt sich eine
beleidigte Leberwurst in Selbstgerechtigkeit. Will man das wirklich
sehen? Anscheinend nicht. Es gehört zur Tragik des Oskar Lafontaine,
dass viele, zu denen er sich hingezogen fühlt, gar nichts von ihm
wissen wollen. Nicht am linken Abweichlerflügel seiner Partei, nicht
in den Gründungszirkeln einer neuen Linkspartei, nicht in Leipziger
Organisationsbüros. Lafontaine ist ihnen suspekt. Als jemand, der
zwar begeisternde Reden über die Sache halten kann, im Kern aber nur
von sich selbst begeistert ist.
ots-Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe:
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=53614

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Telefon: 030/25910
Fax: 030/25913244

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