"Berliner Morgenpost": VW braucht klaren Kurs - Kommentar von Andreas Joachim Schweiger zu VW
Berlin (ots)
Mit nicht gekannter Konsequenz machen sich die VW-Vorstände auf, die angeschlagene Kernmarke des Wolfsburger Autobauers zu sanieren. Das ist gut und richtig so. Nur ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen wird sich im schärfer werdenden Wettbewerb behaupten und sichere Arbeitsplätze anbieten können. Die Marke VW gilt schon lange als Sorgenkind im VW-Konzern. Seitdem der Scheck aus dem China-Geschäft nicht mehr so üppig ausfällt und weil das E-Auto-Geschäft nicht läuft, werden die Probleme der Wolfsburger offenbar. Das erhöht den Handlungsdruck massiv. Klar ist seit Wochen, dass eine Sanierung nicht ohne Zugeständnisse der Beschäftigten gelingen kann und damit nicht ohne Schmerzen.
Nicht gut ist, dass es dem Vorstand offenbar nicht gelingt, sich mit dem Arbeitnehmerlager auf eine gemeinsame Kommunikation zu verständigen. Daher übernahm es am Montag der Betriebsrat, die Beschäftigten über die drohenden Einschnitte präziser zu informieren als bisher. Eine Aufgabe, die die Unternehmensleitung hätte übernehmen müssen. Die stellte bisher Werksschließungen und Entlassungen als Drohkulisse in den Raum.
Bei VW droht nun ein historischer Konflikt. Auf der einen Seite ein sehr entschlossener Vorstand mit einem klaren Auftrag, auf der anderen Seite die mächtige IG Metall und der schlagkräftige Betriebsrat, die Zehntausende Beschäftigte mobilisieren können. Doch wäre ein lähmender "Stellungskrieg" derzeitig so ziemlich das Letzte, was die Marke VW noch braucht. Daher müssen sich beide Seiten rasch auf zwar kontroverse, aber zugleich zielführende und konstruktive Verhandlungen verständigen. Nur mit klarem Kurs kann VW aus der Krise fahren.
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