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Schützt Kinder vor Sextouristen

Freiburg/Köln/Prag (ots)

Gemeinsamer Aufruf in Deutschland, Österreich und Tschechien:  
   Schützt Kinder vor Sextouristen!
   Sexuelle Ausbeutung von Kindern gehört im Grenzgebiet zum Alltag
Ein Jahr nach der EU-Osterweiterung werden Kinder weiter zur
Prostitution gezwungen. Für viele Kinder im Grenzgebiet gehört
Kinderprostitution zum normalen Alltag. Dies zeigt eine Studie, die
UNICEF heute in Prag veröffentlicht. Bei einer Befragung von mehr als
1.500 Kindern und Jugendlichen berichtet fast jedes siebte Kind in
der tschechischen Stadt Cheb nahe der deutschen Grenze davon, dass
ihm einmal ein Erwachsener Geld für Sex angeboten habe. In einem
gemeinsamen Appell fordern die Kinderrechtsorganisation ECPAT und
UNICEF Deutschland, Österreich und Tschechien die Regierungen auf,
die sexuelle Ausbeutung von Kindern in der Mitte Europas wirksamer
zu bekämpfen.
"Die Politiker müssen ihre Versprechungen einhalten. Die deutsche
Seite hat zum Beispiel eine Aufklärungsaktion an der Grenze und
Schulungen bei Bundesgrenzschutz und Polizei zugesagt. Geschehen ist
bislang viel zu wenig", sagte Mechtild Maurer, Geschäftsführerin von
ECPAT Deutschland.
"Es ist erschreckend, dass trotz vieler Warnungen und Appelle die
Kinderprostitution mitten in Europa weitergeht", sagte Reinhard
Schlagintweit, Vorsitzender von UNICEF Deutschland. "Die Behörden
müssen diese unmenschliche Praxis verfolgen und den Opfern helfen."
Die Ergebnisse der tschechischen Studie im Einzelnen:
Mit Unterstützung von UNICEF wurden von der Prager
Karls-Universität 1.585 Schulkinder im Alter von sieben bis 15 Jahren
interviewt - 844 davon in der tschechischen Stadt Cheb nahe der
deutschen Grenze und 741 in Prag.
  • 43 Prozent der befragten Mädchen in Cheb halten Prostitution für eine gute Möglichkeit Geld zu verdienen, wenn man keine Ausbildung hat (in Prag äußerten nur fünf Prozent der Kinder diese Ansicht).
  • Fast zehn Prozent der in Cheb befragten Kinder können sich vorstellen, sich selbst zu prostituieren, in Prag sind dies sechs Prozent.
  • Die Mehrheit der Kinder weiß, dass es in ihrer Stadt Kinderprostitution gibt (75 Prozent in Cheb, 65 Prozent in Prag).
  • Viele Kinder gaben an, selbst Kinderprostituierte gesehen zu haben (29 Prozent in Cheb,12 Prozent in Prag).
  • Fast 14 Prozent der Kinder in Cheb und zehn Prozent der Kinder in Prag berichteten, dass ihnen schon einmal ein Erwachsener Geld für Sex angeboten habe.
Nicht eingehaltene Zusagen
Nachdem ECPAT Deutschland und UNICEF im Oktober 2003 den Bericht
"Kinder auf dem Strich" über Kindesmissbrauch im
deutsch-tschechischen Grenzgebiet veröffentlicht hatten, beschloss
eine Arbeitsgruppe aus deutschen und tschechischen Behördenvertretern
sowie ECPAT ein umfangreiches Arbeitsprogramm. Dies wurde nur in
einem einzigen Punkt abgearbeitet: Im Mai 2004 konnte ECPAT 80
tschechische Polizisten schulen, die für das Delikt sexueller
Missbrauch zuständig sind. Auf deutscher Seite wurde zwar das
Strafrecht im Bereich Menschen- und Kinderhandel verbessert. Doch die
von der deutschen Regierung versprochene Aufklärungsaktion an der
deutsch-tschechischen Grenze wurde nicht in die Wege geleitet. Das
Bundesinnenministerium setzte die versprochenen Schulungen bei
Bundesgrenzschutz und Polizei nicht in die Tat um. Eine für Ende 2004
anberaumte Sitzung der tri-tinationalen Arbeitsgruppe wurde auf
unbestimmte Zeit verschoben.
Keine Unterstützung für KARO
Der grenzüberschreitende Verein KARO e.V. erhält seitens des
zuständigen sächsischen Innenministeriums keine Fördermittel mehr.
Nur mit Hilfe privater Spenden unterstützen noch zwei
Sozialarbeiterinnen Opfer sexuellen Missbrauchs im Grenzgebiet.
Polizeirazzien und viele Medienberichte haben dafür gesorgt, dass die
Zuhälter ihre Geschäfte mit den Kindern noch stärker als zuvor im
Verborgenen abwickeln - in Privathäusern oder Hotels. Trotzdem suchen
viele Kinder wieder Hilfe bei KARO.
ECPAT und UNICEF fordern die Regierungen in Deutschland,
Österreich und Tschechien auf, aktiv zu werden und den Schutz der
Kinder im Grenzgebiet sicherzustellen. Die Regierungen können dabei
das Wissen der Hilfsorganisationen nutzen. UNICEF hat Leitlinien für
einen angemessenen Umgang mit betroffenen Kindern entwickelt. Sie
beschreiben detailliert, wie die Opfer geschützt und unterstützt
werden können - von der ersten Identifizierung bis zur
Wiedereingliederung in ein normales soziales Umfeld. Zusätzlich hat
UNICEF zusammen mit der Interparlamentarischen Union ein Handbuch für
Parlamentarier herausgegeben, das aufzeigt, welche Maßnahmen in
Europa ergriffen werden müssen, um wirksam gegen Kinderhandel und
sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen vorzugehen.
Die Forderungen von ECPAT und UNICEF:
  • Konkrete Zusammenarbeit auf allen Ebenen und verstärkte Anstrengungen, zum Beispiel durch verdeckte Ermittlungen, Täter dingfest zu machen und zu bestrafen;
  • intensives Training von Polizei und Bundesgrenzschutz, damit Opfer Hilfe erhalten und nicht länger kriminalisiert werden;
  • Aufklärungskampagnen im Grenzgebiet;
  • Finanzielle Unterstützung von Hilfsorganisationen wie KARO.
Für Rückfragen:
ECPAT, Mechtild Maurer, 0761/45687148, mobil 0171/4166042
UNICEF, Helga Kuhn,  0221/93650-234, mobil: 0170/ 2480594

Original content of: ECPAT Deutschland e.V., transmitted by news aktuell

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