Arbeitgeberverband HessenChemie
Hohe Energie- und Transformationskosten belasten die Wettbewerbsfähigkeit der hessischen Chemieindustrie
Zunehmende Regulierung wird von Arbeitgebern kritisch beurteilt
Wiesbaden (ots)
Der Trend zu einer nachhaltigen Produktion, der digitale und technologische Wandel sowie ein zunehmend angespannter Fachkräftemarkt erzeugen einen hohen Anpassungsdruck für die chemisch-pharmazeutische und kunststoffverarbeitende Industrie in Hessen.
"Für die Chemieindustrie wird entscheidend sein, wie sich die Kostenstrukturen und Energiepreise jetzt einpendeln und dass die Unternehmen einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis bekommen", erläutert Oliver Coenenberg (Sanofi-Aventis Deutschland GmbH), der im Rahmen der heutigen Mitgliederversammlung des Arbeitgeberverbandes HessenChemie erneut zum Vorstandsvorsitzenden gewählt wurde. "Die Chemiebranche ist auf eine klimaverträgliche, sichere und vor allem auch bezahlbare Energieversorgung angewiesen - und dies nicht morgen, sondern heute", machte Coenenberg deutlich.
Laut einer Verbandsumfrage rechne jedes zweite Unternehmen für das Geschäftsjahr 2023 mit einer weiteren Verschlechterung der Ertragssituation. Die Branche befand sich bereits im letzten Jahr auf einer Talfahrt, die bisher nur leicht abgebremst werden konnte.
Coenenberg stellte in seiner Rede heraus, dass sich die Mitgliedsunternehmen zudem mitten in einem umfassenden Transformationsprozess hin zur einer klimaneutralen Produktion befinden. "Abhängig davon, ob beziehungsweise wie die Transformation gelingt, wird dies Auswirkungen auf den Standort und die Beschäftigung haben. In die eine oder die andere Richtung", so Coenenberg. Erfolgskritisch für einen gelingenden Strukturwandel sei, wie schnell die Unternehmen nachhaltige Technologien einführen, Personal effizient einsetzen sowie einen höheren Digitalisierungsgrad erreichen können.
Absurdes Ausmaß staatlicher Regulierungen
Der Vorsitzende kritisierte die zunehmende Regulierung auf allen politischen Ebenen scharf: "Während unsere Industrie um ihre Zukunftsfähigkeit kämpft und weitreichende Transformationsinvestitionen stemmen muss, reguliert die Politik auf allen Ebenen munter weiter - und zwar immer wieder zu Lasten der Arbeitgeber."
Exemplarisch nannte er den Entwurf des BMAS zur Arbeitszeiterfassung: "Eine minutengenaue Aufzeichnungspflicht noch am Tag der Arbeitsleistung bedeutet weiteren administrativen Aufwand für die Personalabteilungen. Kleinliche Dokumentation ist aber in Zeiten von Homeoffice und Vertrauensarbeitszeit längst überholt!" Mit Blick auf die Ampelregierung in Berlin fordert er daher "mehr Pragmatismus statt Verbote, Grenzwerte und Dokumentationspflichten."
Deutschland muss für Fachkräfte aus dem Ausland attraktiver werden
Mit Blick auf den Fachkräftemangel sei es erforderlich, sich in Zukunft auch als attraktives Einwanderungsland zu positionieren und die Voraussetzungen für eine schnellere und gesteuerte Zuwanderung zu schaffen. Hier sei auch Hessen gefordert, bürokratische Hürden zu reduzieren sowie Verwaltungsprozesse zu digitalisieren und zu beschleunigen. Ein Problem sei die Anerkennung der Qualifikationen, die sich sehr komplex und langwierig gestaltet. "Eine stärkere Zentralisierung und Spezialisierung der Anerkennungsstellen würde sicher helfen", so Coenenberg abschließend.
Vorstandswahlen
Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurden Kolja Hosch (Clariant Verwaltungsgesellschaft mbH), Pierre Schlosser (Technoform Bautec Kunststoffprodukte GmbH) und Dr. Alexander Wagner (Infraserv GmbH & Co. Höchst KG) erstmals in den Vorstand gewählt. Der Vorstand setzt sich aus zwölf ehrenamtlichen Unternehmensvertreterinnen und -vertretern zusammen, die für zwei Jahre gewählt werden.
Der Vorstand des Arbeitgeberverbandes HessenChemie
Vorstandsvorsitzender:
Oliver Coenenberg, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
1. Stellvertretende Vorsitzende:
Bettina Buschhoff, Procter & Gamble Service GmbH
2. Stellvertretender Vorsitzender:
Dr. Stefan Ruppert, B. Braun SE
Weitere Mitglieder:
Hans-Jörg Bergler, Merz Pharma GmbH & Co. KGaA
Matthias Bürk, Merck KGaA
Richard Mark Engelhard, Engelhard Arzneimittel GmbH & Co. KG
Kolja Hosch, Clariant Verwaltungsgesellschaft mbH
Kerstin Oberhaus, Evonik Operations GmbH
Jürgen Rings, Pensionskasse der Mitarbeiter der Hoechst-Gruppe VvaG
Pierre Schlosser, Technoform Bautec Kunststoffprodukte GmbH
Thorsten Stute, HEWI Heinrich Wilke GmbH
Dr. Alexander Wagner, Infraserv GmbH & Co. Höchst KG
Über HessenChemie
Im Arbeitgeberverband HessenChemie sind 310 Mitgliedsunternehmen mit 105.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen und kunststoffverarbeitenden Industrie sowie einiger industrienaher Serviceunternehmen zusammengeschlossen. HessenChemie vertritt die tarif- und sozialpolitischen Interessen seiner Mitglieder gegenüber Gewerkschaft, Politik und Öffentlichkeit.
Pressekontakt:
Arbeitgeberverband Chemie und
verwandte Industrien für das Land Hessen e.V.
Jürgen Funk, Pressesprecher
Telefon 0611/7106-49
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