Tom Buhrow und Ulrich Wickert im Interview mit TV DIGITAL: "Auf Biederkeit kann man stolz sein!"
Hamburg (ots) "Bob Dylan hat den Nobelpreis für Literatur bekommen" - diese Meldung würde Tom Buhrow (47, voller Name: Thomas Buhrow), neuer Anchorman der ARD-"Tagesthemen", am liebsten als Erstes verkünden, wenn er am 1. September 2006 die Nachfolge von Ulrich Wickert (63) antritt.
Im Interview mit der Programmzeitschrift TV DIGITAL (Axel-Springer-Verlag; EVT: 11. August 2006) verraten die beiden Anchormen alles über ihre Zukunft, Vorbilder und was sich künftig bei den "Tagesthemen" ändern soll.
"Es sind längere Erklärstücke geplant", so Buhrow - "allerdings ist das ein schwieriger Spagat. Einerseits darf man nicht den Aufbau der Dampfmaschine von Anfang an erzählen, andererseits nicht zu viel Wissen voraussetzen. Ersteres spricht gegen längere Erzählungen, Letztes dafür."
Doch der neue "Mr. Tagesthemen" will auch manches beibehalten - er outet sich in TV DIGITAL wie folgt: "Wir verzichten auch künftig bewußt auf Sensationsmeldungen. Wenn uns Kritiker Biederkeit vorwerfen, dann kann ich nur sagen, da kann man auch stolz drauf sein! Schrilles entspricht nicht meinem Naturell."
Künftig erwartet die Zuschauer ein optimistisches Weltbild in den "Tagesthemen": "Obwohl ich keine Katastrophe kleinreden werde, halte ich es wie die Amerikaner: Deren Credo lautet, daß die Leute immer wissen möchten, was am Tage passiert ist - aber auch hören möchten, daß die Welt sich weiter dreht."
Ob er bei der Präsentation der "Tagesthemen" stehen oder sitzen wird, weiß Buhrow noch nicht: "Zwar trete ich in Ulis große Fußstapfen, aber auf jeden Fall werde ich nicht auf seinem Stuhl sitzen. Das geht nur mit seiner Körpergröße. Ich säße darauf wie auf einem Schleifstein."
Die Moderation einer Polittalks à la "Sabine Christiansen" reizt den neuen Anchorman nicht. Dafür verrät er seine politische Haltung: "Ich bin politisch konservativ und liberal. Als Familienmensch - ich habe zwei Töchter - wird man automatisch ein bißchen konservativ, ist etwa mehr für Sicherheit. Andererseits soll jeder so leben, wie er will, egal wie er angezogen oder sexuell orientiert ist."
Buhrows journalistische Vorbilder sind ABC-Anchorman Peter Jennings ("tadellose Interviews") und Ted Koppel ("sein Stil ist souverän, nie inquisitorisch, aber auch nie lockerlassend."
Aber Tom Buhrow verrät auch eine Schwäche: "Ich habe eine Rot-Grün-Sehschwäche. Erdbeerrot und saftiges Grün kann ich zwar erkennen, aber im Dunkeln verschwimmen sie. Eigentlich ein Wunder, daß ich damit beim TV gelandet bin."
Ulrich Wickert verrät in TV DIGITAL, daß er neben seiner neuen Literatursendung ("Wickerts Bücher" (Start am 7.9., ARD) auch als Reporter für ARD-Dokumentationen unterwegs sein wird: "Da kann es um Porträts von Künstlern gehen oder um politische Sendungen". Der Ex-Anchorman verrät, daß er Hamburg treu bleiben wird: "Da meine Frau hier arbeitet."
Die Abschiedsworte der letzten Wickert-Sendung stehen bereits fest: "Der Wunsch einer geruhsamen Nacht". Buhrow, der allmählich "ein bißchen Flattern" vor der neuen Herausforderung hat, legt sich dagegen noch nicht auf eine Floskel fest: "Nur soviel: Die Verabschiedung am 1.9. wird nicht dieselbe sein wie am 2.9."
Das ganze Interview mit Tom Buhrow und Ulrich Wickert erscheint in Heft 17 von TV DIGITAL (EVT: 11. August 2006).
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