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Kassenverbände sabotieren Vertragslösungen - Große Koalition muss Fehler im AVWG korrigieren

Berlin (ots)

Die Spitzenverbände der Krankenkassen sabotieren
ein wesentliches Ziel der Großen Koalition in der
Arzneimittelversorgung. "Die Bundesregierung setzt auf
Vertragslösungen zwischen Krankenkassen und Arzneimittelherstellern,
gleichzeitig nehmen die Spitzenverbände durch maßlosen Preisdruck den
Herstellern jeden Verhandlungsspielraum", erklärte Pro
Generika-Geschäftsführer Hermann Hofmann. Dabei habe Deutschland
bereits jetzt die günstigsten Generika-Preise unter den fünf
wichtigsten Pharmamärkten in Europa.
Hintergrund der Kritik ist eine Regelung aus dem
Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG), das am 1.
Mai in Kraft getreten ist: Danach dürfen die Kassenverbände
Arzneimittel auswählen und von der Zuzahlung befreien, wenn der
Preisabstand zum Festbetrag mindestens 30 Prozent beträgt.
Tatsächlich haben die Kassenverbände die Grenze aber teilweise bis
auf 50 Prozent nach unten verschoben.
Nach Auffassung von Pro Generika ist der Großen Koalition damit im
AVWG ein schwerer Fehler unterlaufen: Die Spitzenverbände, die mit
der Gesundheitsreform ohnehin abgeschafft werden sollen, haben ein
zusätzliches zentrales Regulierungsinstrument in die Hände bekommen,
das sie nun maßlos und aus Sicht von Pro Generika missbräuchlich
nutzen. Die Bundesregierung forderte der Verband deshalb auf, den
Kassenverbänden Einhalt zu gebieten. "Wer den Erfolg dezentraler
Verhandlungslösungen will, muss zentrale Eingriffe stoppen, die
genau das verhindern", betonte Hofmann. Zugleich verlangte er, die
bisherige Zuzahlungsregelung auf eine konsequente zehnprozentige
Zuzahlung umzustellen. "Das würde die Zuzahlung für alle preiswerten
Arzneimittel deutlich verringern, und die Patienten profitieren von
den enormen Preissenkungen der Hersteller." So werde auch ein Anreiz
gesetzt, damit mehr preiswerte Arzneimittel zum Einsatz kommen.
Genau dieses Ziel ist auch mit dem AVWG nicht erreicht worden. Und
das obwohl zwischen März und Juli 2006 in Deutschland die Preise für
Generika im Schnitt um 20 Prozent gesenkt worden sind. Als Folge hat
Deutschland jetzt die niedrigsten durchschnittlichen Generika-Preise
unter den fünf wichtigsten EU-Pharmamärkten. Mit 16 Cent pro Tablette
liegen die Generika-Preise bei uns um 24 Prozent unter denen in
Frankreich und um 16 Prozent unter denen in Großbritannien. Vor allem
die Preise der umsatzstarken Wirkstoffe, die zu Behandlung der
wichtigsten und häufigsten Krankheitsbilder eingesetzt werden, wurden
drastisch um bis zu 52 Prozent abgesenkt.
Wie aus den heute von Pro Generika vorgelegten "Marktdaten
2005/2006" aber hervorgeht, hat all dies nicht zu einem Anstieg des
Generika-Anteils geführt. "Es wird seit Jahren Geld verschwendet,
weil das Einsparpotential, das Generika bieten, nicht genutzt wird",
kritisierte Hofmann. Daran habe auch das AVWG nichts geändert. Laut
Marktdaten haben die Gesetzlichen Krankenkassen 2005 mit Generika 3,4
Milliarden Euro gespart; etwa 1,1 Milliarde Euro hätte zusätzlich
gespart werden können, wenn in jedem möglichen Fall wirkstoffgleiche
Generika statt der teureren Erstanbieterprodukte verwendet worden
wären.
Der Trend setzt sich im ersten Halbjahr 2006 fort. Der Markt der
patentgeschützten Arzneimittel wächst zweistellig, der generikafähige
Markt schrumpft sogar leicht. Wie mangelhaft die Einsparmöglichkeiten
mit Generika genutzt werden, beweist die so genannte Konversionsrate,
die die Umstellung vom Erstanbieterprodukt auf ein Generikum nach
Patentablauf beschreibt: In früheren Jahren erreichten Generika
bereits in drei bis vier Quartalen nach Markteintritt Marktanteile
von um die 90 Prozent. Bei Substanzen mit neuerem Patentablauf
erreichten Generika nach zwölf Monaten dagegen lediglich eine
Konversionsrate zwischen 50 und etwas über 60 Prozent.
"Statt die ohnehin niedrigen und durch funktionierenden Wettbewerb
stetig sinkenden Generikapreise zusätzlich unter Druck zu setzen,
sollten Große Koalition und Kassenverbände alles tun, um mit Generika
zu sparen", verlangte Hofmann. Er schlug erneut die Einführung einer
gesetzlichen Generika-Mindest-Verordnungsquote von 85 Prozent bei den
patentfreien Arzneimitteln vor.
Ansprechpartner:
Hermann Hofmann, Erster Geschäftsführer
Tel.: (030) 2092 4131 
info@progenerika.de

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