Weltwirtschaft koppelt sich von den USA ab
- BIP-Wachstum in Deutschland über Potenzial
- Dollarschwäche läuft zur Jahresmitte aus
- Wachstums-Inflations-Rochade bestimmt 2008
Frankfurt am Main (ots)
Eine expansive Geld-, Fiskal- und Wechselkurspolitik wird die USA im zweiten Halbjahr aus ihrer Schwächephase herausholen. Diesem Szenario weisen die Volkswirte der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen in ihrem Kapitalmarktausblick 2008 (http://volkswirtschaft.helaba.de) eine Wahrscheinlichkeit von 60 % zu. Sowohl Asien als auch Europa könnten sich teilweise von der erwarteten Wachstumsschwäche im ersten Halbjahr in den USA abkoppeln. "Die Weltwirtschaft verfügt mittlerweile über drei Lokomotiven, von denen derzeit nur eine schwächelt", konstatiert Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba. Besonders für die deutsche Konjunktur zeigen sich die Helaba-Volkswirte optimistisch. Gleichzeitig weisen die Volkswirte auf die vielfältigen Risiken hin, die die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr negativ beeinflussen könnten. "Zweifelsohne ist das Risiko eines Übergreifens der Liquiditätskrise auf die Realwirtschaft nicht von der Hand zu weisen", betont Traud. Diesem Szenario messen die Experten immerhin eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 30 % bei.
Deutschland: BIP-Wachstum über Potenzial
Zwar wird sich das deutsche BIP-Wachstum 2008 auf etwa 2 % abschwächen. Trotz dieser temporären Abschwächung liegt die Wachstumsrate aber deutlich über Potenzial. "Die vollzogenen Restrukturierungsprozesse haben ausreichend Potenzial geschaffen, um kleinere Wachstums-schwächen durchzustehen", betont Traud. Auf Basis des prognostizierten BIP-Zuwachses von rd. 2 % wird sich der Arbeitsmarkt 2008 weiter erholen - wenn auch in etwas langsamerem Tempo. Die Arbeitslosenquote sollte von 9,1 % in diesem Jahr zurückgehen auf 8,5 %. Die günstige Arbeitsmarktentwicklung wird den Konsum stützen, so dass nach dem enttäuschenden Konsumjahr 2007 ein Zuwachs von 1,7 % zu erwarten ist.
Der Außenhandel bleibt ein wichtiges Standbein der deutschen Konjunktur. Bedingt durch die Wirtschaftsschwäche in den USA und den hohen Außenwert des Euro gegenüber dem US-Dollar gehen die Ausfuhren in die USA zwar weiter zurück. Dies wird jedoch durch die steigende Exporttätigkeit in die EU sowie die OPEC-Staaten und Russland teilweise kompensiert. Bei nur leicht abgeschwächter Dynamik der Weltwirtschaft werden die deutschen Exporte 2008 um etwa 5,5 % zulegen (2007: 8 %).
US-Wirtschaft schrammt an Rezession vorbei
Wohnungsbaurezession, Kreditmarktkrise und Ölpreisschock führen in den USA im ersten Halbjahr 2008 zu einer deutlichen Wachstumsabschwächung. Stützend für die US-Konjunktur wirken dagegen die solide Weltkonjunktur, die vergleichsweise gute finanzielle Lage der US-Unternehmen sowie eine expansive Geld- und Fiskalpolitik. Solange keine weiteren Schocks die US-Wirtschaft treffen, ist nach Ansicht der Experten deshalb nicht mit einer Rezession zu rechnen. Mitte 2008 dürfte die US-Konjunktur demnach das Schlimmste überstanden haben. Für das Gesamtjahr ist dann ein BIP-Zuwachs von gut 2 % zu erwarten.
Dollar-Schwäche läuft zur Jahresmitte 2008 aus
Die temporäre Wachstumsschwäche der USA verbunden mit Zinssenkungen der US-Notenbank stellen derzeit ein erhebliches Belastungspotenzial für den US-Dollar dar. So ist zum Jahreswechsel ein Überschreiten der Marke von 1,50 Dollar/Euro wahrscheinlich. Zwar wird sich die Dollar-Schwäche noch bis zur Jahresmitte 2008 fortsetzen, allerdings ist keine weitere signifikante Abwertung mehr gegenüber dem Euro zu erwarten. Einerseits ist der "faire Wert" bereits deutlich überschritten, andererseits werden 2008 andere Währungen einen größeren Anteil der Anpassungslast tragen. Für die zweite Jahreshälfte erwarten die Helaba-Volkswirte bei einer wieder erstarkenden US-Wirtschaft eine Festigung des Dollar bis auf 1,35.
Wachstums-Inflations-Rochade bestimmt das Jahr 2008
Aktuell preisen die Rentenmärkte eine deutliche Abschwächung in den USA ein. Auch weitere Zinssenkungen der US-Notenbank sind bereits eskomptiert. Somit ist das Potenzial für die Rentenmärkte begrenzt. Zwar können die Renditen diesseits und jenseits des Atlantiks zum Jahreswechsel noch bis auf 3,9 % fallen, allerdings zieht die hohe Bewertung dann einen Boden ein. Mitte des nächsten Jahres werden schwindende Wachstumsbedenken sowie wieder aufkommende Inflations-sorgen zu einem Anstieg der Zinsen führen: 10-jährige US-Staatsanleihen steigen bis Jahresende 2008 auf 4,8 %; 10jährige Bundesanleihen erreichen wieder die Marke von 4,5 %. "Die Rentenmärkte werden also durch die stattfindende Wachstums-Inflations-Rochade in Bedrängnis geraten", resümiert Traud.
Mehr Details finden Sie in der Publikation "Kapitalmarktausblick 2008: Wachstums-Inflations-Rochade", die Sie im Internet unter http://volkswirtschaft.helaba.de herunterladen können.
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