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Märkische Oderzeitung: Komponist Siegfried Matthus zum Thema Lieder von belasteten Komponisten aus der NS-Zeit Bei Nennung der Quelle zur Verwendung frei.

Frankfurt/Oder (ots)

Eine kulturpolitisch, moralisch und künstlerisch delikate Angelegenheit ist die Beantwortung der Frage, ob wir Lieder, die von belasteten Komponisten aus der NS Vergangenheit stammen, heute noch singen sollten. Als Kind musste ich bis zu meinem zehnten Lebensjahr die schrecklich euphorisch verführerische Verherrlichung von Hitler miterleben. Frühmorgens in der Schule mussten wir für Hitler beten und er wurde wie ein Gott verehrt. Ich erinnere mich an meine beiden Cousins, die als Soldaten um die 20 Jahre alt waren und im Urlaub nur von Hitler und seiner Ideologie schwärmten. Beide sind im Krieg gefallen. Aus den Biografien von älteren, in ihrem späteren Leben ausgewiesenen Antifaschisten wissen wir, dass sie als junge Menschen der Hitler-Verführung auch erlegen waren. Ich hatte durch die schreckliche Flucht und Vertreibung das Glück, dass ich dieser diktatorischen Ideologie entronnen bin. Wir wissen, dass große Künstlerpersönlichkeiten wie Richard Strauss, Carl Orff, Rudolf Wagner-Regeny und andere auch von der Nazizeit belastet sind. Ihre Werke sind jedoch zum größten Teil nicht von der nazistischen Ideologie durchdrungen, so dass wir sie heute bedenkenlos immer wieder aufführen können. Dazu gehört auch das großartige Ostpreußenlied "Land der dunklen Wälder" - ein großartiger Text und eine wunderbare Melodie. Der Komponist des Liedes ist auch durch seine Nazivergangenheit belastet. Hier überlagert aber ebenfalls die künstlerische Qualität des Liedes diesen Hintergrund. Im Gegensatz zur DDR hat man diese Problematik in den frühen Jahren der Bundesrepublik leider nicht sehr differenziert betrachtet. Der Komponist schlimmster Nazilieder Hans Baumann wurde weiterhin mit seinen jetzt neutralen Liedern aufgeführt und sogar mit Preisen geehrt. Wenn wir bei heute noch lebenden Künstlern über ihr Tun in diesen finsteren Zeiten der deutschen Vergangenheit berichten, sollten wir nichts verzeihen und entschuldigen, uns aber mit Vorwürfen zurückhalten. Wie ist es nun mit dem Lied " Es geht eine helle Flöte"? Wenn ich mir den Text anschaue, dann ist daran wirklich nichts auszusetzen, jedoch das schreckliche Umfeld der schlimmsten Nazilieder von Hans Baumann lässt mich zögern. Aus diesen Gründen sollte man auf die Popularisierung des oben genannten Liedes für unsere Kinder verzichten.

Pressekontakt:

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Telefon: 0335/5530 563
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