Märkische Oderzeitung: Die "Märkische Oderzeitung" sendet Ihnen vorab eine nachrichtliche Zusammenfassung sowie Auszüge aus einem Interview mit Polens Botschafter Marek Prawda.
Frankfurt/Oder (ots)
1. Nachricht: Polens Botschafter sieht Vertrauenskrise
Polens Botschafter Marek Prawda sieht angesichts der Entschädigungsklagen deutscher Vertriebener vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg und anderer Probleme eine "Vertrauenskrise" in den Beziehungen beider Länder. In einem Interview mit der "Märkischen Oderzeitung" (Mittwochausgabe) erklärte der Diplomat, dass die Vertriebenen-Forderungen für sein Land "weder politisch und moralisch akzeptabel, noch juristisch durchsetzbar" seien. Es sei jedoch "für uns wichtig, dass die Bundesregierung ihre ablehnende Position zu den Entschädigungsforderungen bekräftigt hat". Jetzt käme es darauf an, dass beide Länder eine gemeinsame Antwort auf das Problem fänden. Wie diese aussehen könnte, ließ Prawda offen.
2. Auszüge aus dem Interview: Märkische Oderzeitung: Herr Botschafter Prawda, die von der "Preußischen Treuhand" erhobenen Entschädigungsforderungen wurden von Polens Staatspräsident Lech Kaczynski als "Bedrohung für die deutsch-polnischen Beziehungen" bezeichnet. Welche Reaktionen Ihres Landes sind zu erwarten? Die Entschädigungsforderungen sind kein neues Problem, sie sind für Polen weder politisch und moralisch akzeptabel noch juristisch durchsetzbar. Die Klagen sind ein ernsthaftes Problem. Dies hat auch der polnische Ministerpräsident so eingeschätzt. Es ist uns wichtig, dass die Bundesregierung ihre ablehnende Position zu den Entschädigungsforderungen bekräftigt hat. Das Problem betrifft unsere beiden Länder und wir hoffen eine gemeinsame Antwort darauf zu finden. Ich würde also vorschlagen, dass wir für dieses Gespräch darüber keine vorschnellen Einschätzungen oder Prognosen erstellen. Das Image Polens in Deutschland hatte aber bereits seit dem Amtsantritt der neuen Regierung in Warschau gelitten. Haben Sie Vorstellungen, wie Sie es als Botschafter verbessern können? Ich würde das Image-Problem als beiderseitiges sehen. Tatsächlich haben wir ein interessantes, aber auch schwieriges Jahr in unseren Beziehungen erlebt. Ich habe mir als eine meiner Aufgaben gestellt, dass wir aus der Vertrauenskrise herauskommen. Diese halte ich derzeit für das Kernproblem unserer Beziehungen. Das Image-Problem ist nur eine Begleiterscheinung davon. Ist es nicht ein Problem, dass ausgerechnet die Menschen in Deutschland, die Polen freundlich gesinnt sind, von der Entwicklung enttäuscht sind? Ich glaube schon, dass der Besuch unseres Ministerpräsidenten in Berlin Ende Oktober und auch die Teilnahme unseres Präsidenten am Gipfel des "Weimarer Dreiecks" zu einer Atmosphäre beigetragen haben, in der wir wieder einen intensiven Dialog führen können. Die Regierungschefs haben über die Probleme gesprochen, die zu der Vertrauenskrise geführt haben, zum Beispiel die Energiesicherheit. Und wir hatten den Eindruck, dass die Bundeskanzlerin viel Verständnis für die spezifischen Probleme Polens in dieser Frage gezeigt hat.
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