Hertie: Ein Jahr nach dem Aus stehen die meisten Häuser immer noch leer
Frankfurt/Main (ots)
Während bei Karstadt das Zittern um die Rettung weitergeht, sind die Folgen der Hertie-Pleite in den betroffenen Städten ein Jahr nach dem Aus des Warenhaus-Filialisten noch längst nicht verdaut. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Analyse der Fachzeitschrift TextilWirtschaft (Deutscher Fachverlag, Frankfurt am Main).
Demzufolge ist erst an 8 von ehemals 73 Standorten wieder Einzelhandel mit langfristiger Perspektive eingezogen. So wurde zum Beispiel in Erkrath aus der Hertie-Filiale das Bavier-Center, in Aschaffenburg ist der britische Off-Price-Filialist TK Maxx vertreten und in München-Fürstenried führt ein lokaler Betreiber das Kaufhaus weiter. Die meisten Häuser aber stehen nach wie vor leer. In vielen betroffenen Städten gehen deshalb die Passantenfrequenzen und Zentralitätskennziffern runter.
Der Großteil der Immobilien wird von BNP Paribas Real Estate, Berlin, im Auftrag von Dawnay Day vermarktet. Der britische Investor hatte Hertie und die meisten Immobilien im Jahr 2005 übernommen. BNP hat eigenen Angaben zufolge bislang 22 der 64 Häuser verkauft und damit 150 Millionen Euro erlöst. "Damit liegen wir nur 9 Prozent unter den ursprünglichen Erwartungen", sagt Christoph Meyer, BNP. Die Immmobilien sind seit zwei Jahren auf dem Markt. Damals ging BNP davon aus, alle Häuser bis zum Frühjahr 2009 loszuwerden. Insidern zufolge liegt die schleppende Vermarktung an überhöhten Preisforderungen.
Schlecht steht es u.a. um die norddeutschen Filialen. Dort ist die Flensburger Unternehmensberatung Hansekontor, die acht Häuser in Elmshorn, Cuxhaven, Wilhelmshaven, Stade, Hamburg-Barmbek, Husum, Itzehoe, Rendsburg und Schleswig übernehmen wollte, wegen gescheiterter Finanzierung aus dem Rennen. Nach wie vor in Verhandlungen ist das Buxtehuder Immobilien-unternehmen AVW, das u.a. in Bremerhaven das Einkaufszentrum Mediterraneo betreibt. Eine überraschende Wende gibt es in Dinslaken, Detmold, Kamen und Köln-Chorweiler. Dort soll sich Dawnay Day Insidern zufolge nach fehlgeschlagenen Verhandlungen dazu entschieden haben, die leerstehenden Häuser selbst zu entwickeln, zu vermieten und anschließend zu verkaufen. Dawnay Day will das nicht kommentieren.
Unterdessen gibt Hertie-Insolvenzverwalter Biner Bähr bekannt, über den Verkauf der Hertie-Namensrechte zu verhandeln. "Es gibt mehrere Kaufinteressenten", sagt er. Die meisten Interessenten wollten die Marke im Internet reaktivieren. Laut Bähr dauert es weitere drei Jahre, bis der Fall Hertie abgeschlossen ist. Immer noch seien rund zehn Mitarbeiter seines Teams damit beschäftigt, dann erst werde auch er abrechnen. Bis heute habe Bähr für das Hauptmandat noch kein Geld bekommen.
Dawnay Day hatte die Warenhäuser vor fünf Jahren aus dem Fundus des damaligen KarstadtQuelle-Konzerns übernommen. Während man für die Immobilien 285 Millionen Euro hinlegen musste, war für die Namensrechte nur ein symbolischer Euro fällig. Die Übernahme wurde zum Reinfall. Innerhalb von drei Jahren häufte sich ein Verlust von 270 Millionen Euro an, gleichzeitig gingen die Umsätze um fast 40 Prozent zurück. Am 31. Juli 2008 erfolgte der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Am 15. August 2009 wurden die letzten der 73 Filialen geschlossen.
Mehr zum Thema Hertie in der Ausgabe der TextilWirtschaft vom Donnerstag, 5. August 2010.
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4. August 2010
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