Afar-Volk: Genital verstümmelte Nomadenfrauen sollen medizinische Hilfe erhalten (mit Bild)
Rüdiger Nehberg baut Krankenhaus in Äthiopien
Hamburg (ots)
Der Menschenrechtler und Abenteurer Rüdiger Nehberg (74) aus Rausdorf bei Hamburg lässt in Äthiopien, einem der ärmsten Länder der Welt, im Gebiet des Afar-Volkes ein Krankenhaus mit den Schwerpunkten Gynäkologie und Geburtshilfe bauen. Die 1,6 Millionen Afar leben als Halbnomaden am Rande der Danakilwüste. Jedes zweite Baby stirbt bei der Geburt. Die extrem hohe Säuglingssterblichkeit ist auf die Folgen der weit verbreiteten "Pharaonischen Genitalverstümmelung" zurückzuführen, der schlimmsten aller Formen. Mehr als 90 Prozent der Frauen sind betroffen. Rüdiger Nehberg und seine Frau Annette (50) engagieren sich mit ihrer Organisation TARGET seit 2002 im Afar-Gebiet für ein Ende des archaischen Brauches. Sie setzen vor allem auf Aufklärung, gemeinsam mit Vertretern des Islam. Mit großem Erfolg. Mit einer Fahrenden Krankenstation gewährleistet TARGET aber auch jetzt schon praktische medizinische Hilfe bei den Afar.
"Wir möchten den geschundenen Frauen bei Geburten künftig noch besser zur Seite stehen können", sagt Rüdiger Nehberg. Bei Geburtskomplikationen sind die Möglichkeiten der Fahrenden Krankenstation begrenzt: Kaiserschnitte sind derzeit undenkbar. Die Patientinnen müssen für Eingriffe dieser Art stets in die nächste Stadt gebracht werden. Es gehört jedoch zum traurigen Alltag der Mediziner, dass sie oft zu spät zu den Schwangeren gerufen werden. Die Babys sterben dann im Mutterleib. "Die Geburten sind extrem schwierig und gefährlich, da der Geburtskanal als Folge der Verstümmelung vernarbt und somit nicht ausreichend elastisch ist", erklärt Annette Nehberg. Mit dem neuen Krankenhaus, das in dem Dorf Farasdage entsteht, ist schnelle Hilfe vor Ort garantiert. Es wird aus einem Haupthaus mit OP-Saal, Behandlungsräumen, Krankenzimmern und Sanitärbereich sowie einem Personalgebäude bestehen. Es sind eingeschossige Gebäude mit Solardächern. Die Photovoltaik wird voraussichtlich eine deutsche Firma liefern. "In den späteren Krankenhausbetrieb würden wir gern Gynäkologen aus Deutschland einbinden", erklärt Rüdiger Nehberg. Erwachsenenbildung soll es später ebenfalls geben. Nehberg weiter: "Der Gebrauch von Seife muss ebenso erklärt werden wie die Zusammenhänge von genitaler Verstümmelung und den Folgeleiden."
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