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Dampfnostalgie in Sachsen-Anhalt
125 Jahre Harzer Schmalspurbahn
Magdeburg (ots)
Von Weitem sieht sie aus wie eine Spielzeug-Eisenbahn. Eine dicke weiße Rauchwolke quillt aus dem Schornstein der Dampflokomotive und ein Eisenbahngeräusch wie aus Kindertagen zieht durch die Landschaft. Seit 125 Jahren fährt die Harzer Schmalspurbahn durch Deutschlands nördlichstes Mittelgebirge bis auf den Brocken - und manchmal steht auch ein Laie aus einem der Schnupper-Lokomotivführer-Lehrgänge im Führerhaus.
125 Jahre ist es her, dass die Selketalbahn das erste Mal auf einer nur einen Meter breiten Spur durch den westlichen Teil Sachsen-Anhalts, von Gernrode nach Mägdesprung, fuhr. In den folgenden Jahren, zwischen 1887 und 1899, wurde das Streckennetz der Harzer Schmalspurbahn weiter ausgebaut. Heute ziehen sechs Dieselloks und 25 Dampflokomotiven die Wagen über das mehr als 140 Kilometer lange Schienennetz der Selketal-, Brocken- und Harzquerbahn. 17 alte Eisenrösser stammen aus den 1950er Jahren. Zwei historische Loks, sogenannte Mallet-Lokomotiven aus dem Jahr 1897, sind vor allem bei Sonderzugfahrten im Einsatz. Eine Fahrt mit einer der Harzer Schmalspurbahnen ist nicht nur, aber vor allem im Winter ein besonderes Erlebnis, wenn die dick verschneiten Bäume wie Zuckerwatte aussehen und der kalte Wind den Blick vom Brocken über das wiedervereinte Deutschland frei von Wolken hält.
Die Brockenbahn, 1899 fertig gestellt, ist die wohl bekannteste und beliebteste Strecke. Sie führt vom kleinen Örtchen Drei Annen Hohne bei Wernigerode am Rande des Nationalparks Harz über Schierke bis auf den Brocken. Dort liegt der Bahnhof auf 1125 Meter - nur 16 Meter unter dem Gipfel. Er ist damit höchster Bahnhof einer Schmalspurbahn in Deutschland. Ohne Zahnräder, dafür mit 700 PS stampfen die Züge auf den höchsten Berg Norddeutschlands. Das steilste Stück der Brockenbahn beginnt gleich hinter Drei Annen Hohne. Den Reisenden bietet sich dabei ein überwältigendes Panorama aus dem Zugfenster: tiefverschneite Tannenwälder, Hochflächen und der Blick auf den Brocken, diesen mythischen Berg - den deutschesten aller Berge, wie Heinrich Heine in seinem Buch "Die Harzreise" schrieb.
Die wild-romantischste Strecke hat wohl die Selketalbahn zu bieten. Etwa 60 Kilometer fährt die Bahn von Quedlinburg über typische Harzorte wie Gernrode und Harzgerode bis nach Hasselfelde und hinüber nach Thüringen, zum Bahnhof Eisfelder Talmühle. In engen Kurven schlängelt sich die Schmalspurbahn durch die urwüchsige Landschaft, vorbei an schroffen Felskanten, verschneiten Wiesen und Feldern, zugefrorenen Teichen und alten Buchen- und Eichenwäldern. Die Wendeschleife in Stiege bietet einen weiteren Superlativ: Sie ist die kleinste in Europa.
Wie der Name schon sagt, fährt die Harzquerbahn quer über den Harz - von Nord nach Süd. 60 Kilometer sind es von Wernigerode über den Brockenbahn-Bahnhof Drei Annen Hohne bis Nordhausen in Thüringen. Auf der dreistündigen Fahrt durchfährt die Bahn den einzigen Schmalspurbahn-Tunnel in den neuen Bundesländern und schnauft über Hochebenen und durch tiefe, waldreiche Täler.
Touristen lieben die Harzer Schmalspurbahn. Schon immer. Die Strecke auf den Brocken war seit ihrer Eröffnung 1899 extrem beliebt. In den Sommermonaten tummelten sich zahlreiche Besucher auf dem Bergplateau und genossen die Aussicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings lagen der Harz und damit vor allem der Brocken im Zentrum des innerdeutschen Spannungsfeldes. Trotzdem fuhr die Bahn noch einige Jahre den Berg hinauf. Als 1950 die ersten Deutschen Wintersportmeisterschaften in Schierke stattfanden, wurde sogar ein zusätzlicher Bahnhof in Eckerloch gebaut. 1957 waren die sieben täglich verkehrenden Züge regelmäßig so überfüllt, dass nicht jeder, der wollte, auch wirklich mitfahren konnte. Am 13. August 1961 wurde im Zuge der Grenzschließung der DDR und des Mauerbaus in Berlin allerdings auch der Reiseverkehr auf den Brocken eingestellt. Nur noch wenige Güterzüge durften in den folgenden Jahren auf den Brocken fahren, der nun im Todesstreifen lag. Erst nach dem Fall der Mauer kam der Verkehr auf der Brockenbahn wieder in Schwung. Nach Bürgerinitiativen und Reparaturarbeiten an Gleisen, Brücken und den alten Dampfloks, fuhr im September 1991 wieder der erste Reisezug auf den Brocken.
Heute arbeiten rund 260 Mitarbeiter bei der Harzer Schmalspurbahn GmbH (HSB). Jährlich werden rund 1,1 Millionen Fahrgäste - Pendler wie Touristen - in 88 Reisezugwagen transportiert. Neben dem regulären Reiseverkehr bietet die HSB auch einige touristische Produkte an. Besonders beliebt ist die Fahrt mit dem "Mephisto-Express" von Wernigerode auf den Brocken, wo zwischen März und November an mehreren Wochenenden im Goethesaal "Faust - die Rockoper" aufgeführt wird und seit 2011 auch "Faust II - die Rockoper". Die Mischung aus Goethes Texten, Rockmusik und schillernden Kostümen begeistert das Publikum. Wer schon immer davon geträumt hat, Lokomotivführer zu werden, der kann bei den Harzer Schmalspurbahnen einen dreitägigen Schnupperkurs belegen und sich zum Ehren-Lokführer ausbilden lassen. Unter realen Bedingungen fährt der Lehrling volle Schichten eines Lokführers mit und wird - sozusagen im laufenden Betrieb - in die Geheimnisse der Wartung, Pflege und des Antriebs der alten Eisenrösser eingewiesen.
Die Harzer Schmalspurbahn zählt zu den Leuchttürmen des Projektes "Dampfnostalgie im Herzen Deutschlands", mit dem die Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH und die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH gemeinsam Angebote rund um das Thema historische Eisenbahnen bündeln. Hobbyeisenbahner können sich im Internet unter www.dampfnostalgie-deutschland.de informieren. Zudem ist eine Broschüre zum Thema erschienen, die auf der Internetseite bestellt werden kann.
Neben Ausflügen mit der Harzer Schmalspurbahn bieten sich in Sachsen-Anhalt Fahrten mit Museumseisenbahnen wie der Rübeland Bahn und der Mansfelder Bergwerksbahn an. Außerdem gibt es in Sachsen-Anhalt drei Eisenbahn- und Technikmuseen: das Traditionsbahnbetriebswerk Staßfurt, die Dampflokfreunde Salzwedel und die Traditionsgemeinschaft 50 3708-0 in Blankenberg. Park-, Berg- und Straßenbahnen kann man im Straßenbahnmuseum in Halle (Saale), im Museumsdepot Sudenburg in Magdeburg und bei der Parkeisenbahn Krumpholz in Bernburg bewundern.
Weitere Informationen: www.hsb-wr.de, www.dampfnostalgie-deutschland.de
Pressekontakt:
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Ursula Schild
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