WHU - Otto Beisheim School of Management
WHU-Studie: Lieferketten brauchen Vertrauen
Effektiver Datenschutz ist essenziell für die Zusammenarbeit innerhalb einer Lieferkette. Wenn ein Kunde durch Absicht oder Missgeschick sensible Daten eines Lieferanten weitergibt, schadet das der Geschäftsbeziehung massiv. Doch das ist nicht alles: Wie eine wissenschaftliche Studie zeigt, verliert nicht nur der betroffene Lieferant das Vertrauen, sondern auch andere potenzielle Lieferanten, die vom Informationsleck des Kunden erfahren. Eine mögliche Zusammenarbeit wird dadurch deutlich schwieriger.
Informationslecks in Lieferketten gefährden Geschäftsbeziehungen massiv
Vallendar. Informationslecks werden in Lieferketten ein immer wichtigeres Thema, weil sie insbesondere durch die digitale Kommunikation häufiger vorkommen. Auf der einen Seite ist der Austausch von sensiblen Daten zwischen Unternehmen bei der Zusammenarbeit unerlässlich. Auf der anderen Seite besteht dabei immer das Risiko, dass die Informationen eines Unternehmens durch ein anderes unerlaubt weitergegeben werden, was der Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig schaden kann. Bisher noch wenig erforscht ist, wie andere Unternehmen, die nicht beteiligt sind, eine solche Datenweitergabe wahrnehmen. Mit dieser Frage beschäftigt sich eine Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management in Kooperation mit der Rotterdam School of Management der Erasmus Universität, dem Haslam College of Business der University of Tennessee und der Arizona State University.
Wie reagiert also ein Lieferant, der mitbekommt, wie ein Kunde Daten eines anderen Lieferanten unerlaubt weitergibt? Zwei Fälle müssen unterschieden werden: Ist für den unbeteiligten Lieferanten klar, dass es sich um ein bloßes Versehen handelt, stellt er in erster Linie die Fähigkeit des Kunden in Frage, sich effektiv um Datenschutz zu kümmern. Er versteht dies als einen Mangel an Kompetenz, der in Zukunft behoben werden kann. Werden Informationen jedoch absichtlich weitergegeben, zweifelt er an der Integrität des Kunden, was weitaus gravierender und kaum wieder gutzumachen ist. In beiden Fällen sinkt seine Bereitschaft deutlich, selbst sensible Informationen mit diesem Kunden zu teilen.
Der Schaden, der entsteht, geht jedoch noch darüber hinaus. In beiden Fällen entsteht als Kollateralschaden ein globaler Vertrauensverlust. Auch bei einer versehentlichen Datenweitergabe ist der beobachtende Lieferant plötzlich nicht mehr davon überzeugt, auf die Integrität des Kunden vertrauen zu können. Auf der anderen Seite verliert er bei der absichtlichen Datenweitergabe auch Vertrauen in die Kompetenz dieses Kunden.
Die Studie zeigt, dass Informationslecks weitreichendere Konsequenzen für Lieferketten haben als bisher angenommen. Auch Unternehmen, die nicht direkt betroffen sind, ziehen ihre Schlüsse aus einem solchen Vorfall. Selbst eine versehentliche Datenweitergabe führt dabei zu einem schwerwiegenden Vertrauensverlust und kann eine enorme Barriere für eine zukünftige Zusammenarbeit werden.
Informationen zur Person:
Prof. Dr. Lutz Kaufmann
Lutz Kaufmann ist Professor und Experte für Geschäftsverhandlungen an der WHU – Otto Beisheim School of Management. Seine Arbeiten konzentrieren sich auf die empirische Forschung im Bereich B2B-Verhandlungen und Beschaffungsstrategien. Lutz Kaufmann ist seit 2008 European Editor des im Beschaffungs- und Logistikbereich weltweit führenden wissenschaftlichen Journals, dem Journal of Supply Chain Management (JSCM). Von 2010 bis 2014 war er Associate Fellow an der Saïd Business School der University of Oxford. Er erhielt 2021 den OSCM Distinguished Scholar Award der Academy of Management.
WHU – Otto Beisheim School of Management:
Die WHU – Otto Beisheim School of Management ist eine international ausgerichtete, privat finanzierte Wirtschaftshochschule im Universitätsrang mit Sitz in Vallendar und Düsseldorf. An der WHU forschen und lehren mehr als 50 Fakultätsmitglieder in den Bereichen Management, Finanz- und Rechnungswesen, Volkswirtschaftslehre, Unternehmertum und Innovation, Marketing und Vertrieb sowie Supply Chain Management. Die hohe Forschungskompetenz der WHU ist das Ergebnis einer Besinnung auf drei wesentliche Forschungsgrundsätze: Qualität, Internationalität und Anwendungsbezug für Lehre und Praxis.
Die Strategie der WHU fußt auf vier Kernwerten: Exzellenz, Unternehmertum, ein starker Zusammenhalt und eine kosmopolitische Kultur. Eine Atmosphäre, die durch Offenheit, Neugierde, Vielfalt und Chancengleichheit geprägt ist, ist für die WHU von größter Bedeutung.
Weitere Informationen unter: https://www.whu.edu/de/
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Bernadette Wagener Associate Director Public Relations WHU – Otto Beisheim School of Management Campus Vallendar, Burgplatz 2, 56179 Vallendar, Germany Tel.: +49 261 6509-540; presse@whu.edu; www.whu.edu WHU – Otto Beisheim School of Management is the Business School of the WHU Foundation.