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Leistungssteigerung contra Chancengleichheit ? Philologenverband wendet sich gegen tendenziöse Interpretation der PISA-Studie 2003

Berlin (ots)

Gegen den Eindruck durch die Vorabmeldungen zu PISA
2003, dass sich die soziale Chancenungleichheit in Deutschland
innerhalb der letzten drei Jahre weiter verschlechtert habe, wandte
sich der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter
Meidinger, in Berlin.
Tatsache sei, dass die Reformen zur Verbesserung der
Unterrichtsqualität an den Gymnasien und Realschulen bereits
gegriffen hätten, wie die deutlichen Leistungszuwächse von PISA 2000
zu PISA 2003 in den geprüften Teilbereichen von bis zu 50 Punkten
zeigten, während es noch nicht gelungen sei, die Haupt- und
Gesamtschulergebnisse und die Leistungen von Migrantenkindern
entsprechend zu verbessern. "Die gestiegene Leistungsdifferenz
zwischen Gymnasien und anderen Schularten darf aber nicht postwendend
als Vergrößerung der sozialen Chancenungerechtigkeit interpretiert
werden. Im Gegenteil: Die Übertrittsquoten zu den weiterführenden
Schularten sind in den letzten drei Jahren gestiegen und nicht
gesunken", sagte der DPhV-Vorsitzende. Nach dem in der
psychologischen Pädagogik bekannten "Matthäusprinzip" profitierten
von verbesserter Unterrichtsqualität und zusätzlicher Förderung
zunächst die Leistungsstärkeren mehr.
Meidinger wandte sich auch gegen die Aussage, Deutschland sei
Weltmeister der Chancenungerechtigkeit, - es gebe laut
internationaler PISA-Studie 2003 einige Länder wie Ungarn und
Belgien, die noch stärker unter dieser Problematik litten. Der
Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungserfolg sei in allen
Ländern evident, auch in vielen Ländern mit integrierten
Schulsystemen. "In diesen bleibt diese Problematik aber länger unter
der Decke, weil sich erst nach Ende der Schulzeit zeigt, welche
soziale Position jemand erreicht.", betonte der DPhV-Chef.
Ausdrücklich nahm Meidinger das bayerische Schulsystem gegenüber
der Kritik in den Vorabmeldungen in Schutz: "Der im Juli vorgelegte
Ländervergleich hat gezeigt, dass es Bayern viel besser als anderen
Bundesländern gelinge, auch Arbeiterkinder und Kinder aus
Migrantenfamilien zu guten Schulleistungen zu führen. Diese erreichen
ihre guten Leistungen häufig auch in Real- und Hauptschulen.
Entscheidend ist nicht, wie viele Arbeiterkinder sofort an das
Gymnasium übertreten, sondern an welchen Schularten sie am besten
gefördert werden und ob sie bei guten Leistungen auch dort die Chance
bekommen, die Hochschulreife zu erwerben. Insofern ist die
beabsichtigte Schulreform in Bayern, die diesen Schülern einen
zweiten Weg neben dem Gymnasium zur Hochschulreife öffnen will, ein
wichtiger Schritt in die richtige Richtung."
Es komme nicht darauf an, großzügig Abschlusszertifikate an alle
ohne Berücksichtigung der Leistung zu verteilen, sondern darauf, dass
bei Sicherung der Leistungsstandards alle Schüler optimal gefördert
werden. Diesem Ziel kämen die süddeutschen Bundesländer sowie
Thüringen und Sachsen näher als andere.
Natürlich - so Meidinger - sei es weiterhin eine große
Herausforderung, Kinder aus bildungsferneren Schichten in Deutschland
stärker zu fördern. "Der Anteil von Migrantenkindern ist an Gymnasien
noch viel zu gering.", betonte er. "Hier besteht akuter
Handlungsbedarf, wozu der Philologenverband auch konkrete Vorschläge
auf den Tisch legen wird."

Pressekontakt:

Eva Hertzfeldt, Pressesprecherin, Tel.030/40 81 67 89,
Fax 030/4 081 67 88,Handy: 0172/3 05 08 67,
E-Mail: presse@dphv.de

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