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Philologenverband: Politik hat ihre Hausaufgaben nach Erfurt nicht erledigt!

Berlin (ots)

Anlässlich des fünften Jahrestages des Amoklaufs
von Erfurt wirft Heinz-Peter Meidinger, Bundesvorsitzender des 
Deutschen Philologenverbands, der Politik vor, dass den damaligen 
Ankündigungen von Präventionsmaßnahmen und Gesetzesinitiativen wenige
konkrete Maßnahmen gefolgt seien. Mit Ausnahme der Verschärfung des 
Waffengesetzes mit dem Verbot von Pumpguns und Butterflymessern sowie
der Einführung der Alterskennzeichnungspflicht bei Video- und 
Computerspielen sei wenig geschehen. Nach wie vor scheue der 
Gesetzgeber das Verbot von gewaltbeherrschten Ego-Shootern und 
Killerspielen, obwohl deren prägender Einfluss auf die Planung und 
Durchführung der Taten von Amokläufern vielfach nachgewiesen sei. 
"Offensichtlich ist der Einfluss der Unterhaltungsindustrie so groß, 
dass bislang immer sämtliche Initiativen, Killerspiele zu verbieten, 
im Sande verlaufen sind!", sagte der Verbandsvorsitzende.
Meidinger räumte ein, dass das Verbot von Killerspielen mit ihrem 
verhängnisvollen Einfluss auf labile Personen nicht der Schlüssel zur
Lösung des Gesamtproblems sei: "Vorschub wird solchen Taten 
insbesondere durch eine gesellschaftliche Umgebung geleistet, die 
wegschaut anstatt hinzuschauen, die es zulässt, dass junge Menschen 
sich in eine soziale Isolation flüchten können, aus der sie nicht 
mehr herauskommen. Was wir in unserer Gesellschaft brauchen ist der 
Aufbau einer 'prosozialen Kultur', einer Kultur, in der sich jeder 
stärker um den anderen kümmert. Da ist jeder Einzelne von uns 
gefordert!"
An die Eltern appellierte der Verbandschef, sich mehr für das zu 
interessieren, womit sich ihre Kinder beschäftigten, besonders wenn 
sie mehrere Stunden am Tag am Computer säßen. Vielfach sei auch die 
Gesprächskultur in den Familien nur sehr gering entwickelt.
Heftig kritisierte Meidinger die völlig unzureichende Versorgung 
der Schulen mit Schulpsychologen. Es sei nicht damit getan, dass man 
auf auffällige Jugendliche früher aufmerksam werde, man müsse diesen 
dann auch helfen können. Im Vergleich zu anderen Ländern sei das 
Angebot an schulpsychologischen Beratungsstellen in Deutschland 
geradezu armselig. Abschließend schlug der 
Philologenverbandsvorsitzende vor, nicht zuletzt aufgrund der 
neuesten Erkenntnisse nach dem Amoklauf von Virginia, auch die 
Sicherheitspläne der Schulen nochmals zu überarbeiten. Es müsse 
sichergestellt werden, dass an jeder Schule, an jeder Hochschule in 
Deutschland ein Sicherheitssystem existiere. Dieses müsse 
gewährleisten, dass jedes Klassenzimmer, jeder Seminarraum in 
Minutenschnelle abgesperrt werden könne. Zu denken wäre z.B. an ein 
SMS-Frühwarnsystem, das allerdings voraussetzt, dass jeder Lehrer 
auch während des Unterrichts ein eingeschaltetes Mobiltelefon mit 
sich führt.

Kontakt:

DPhV - Deutscher Philologenverband
Eva Hertzfeldt
Pressesprecherin

Telefon: 030 - 40 81 67 89
Mobil: 0172 - 305 08 67
EMail: presse@dphv.de

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