Neue OZ: Kommentar zu Fotografie
Osnabrück (ots)
Komplex der Medien
Die im Vergleich zur Malerei ultrakurze Geschichte der Fotografie ist nicht nur eine Erfolgsstory. Sie ist auch ein Musterfall für die Anpassungsfähigkeit der Medien insgesamt. Auch wenn es am Anfang so aussehen mag - wirkliche Verdrängungen gibt es dabei selten. Alte Medien reagieren so, wie es die Malerei unter dem Schock der Erfindung der Fotografie vorführte: mit verfeinernder Spezialisierung. Immerhin waren es die gemalten Bilder, die zum zentralen Ausdrucksträger der Avantgarde und damit einer fundamentalen Veränderung unserer Kultur wurden - trotz Foto und Film.
Das Mediensystem hat von solchen Prozessen nur profitiert. Die Geschichte der Bildmedien belegt, wie ein mediales System mit Innovationen nicht unübersichtlicher, sondern vor allem komplexer und damit leistungsfähiger wird. Gerade die innovativsten und begabtesten Maler, Fotografen oder Filmemacher haben nicht auf Verdrängung, sondern auf Vernetzung gezielt. Sie sorgten dafür, dass zwischen Bildmedien Querverweise geknüpft wurden. Das Resultat ist eine Bilderkultur mit Faszinationskraft, aber auch Anspruch und Erkenntniskraft - ein Vorbild für mediale Prozesse, die uns gerade umtreiben.
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