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Neue OZ: Kommentar zu Wikipedia

Osnabrück (ots)

Eigentor
Zensur findet nicht statt in Deutschland. Wer es dennoch versucht,
kann schlimme Erfahrungen machen. Das lehrt der Fall des 
Linkspartei-Abgeordneten Heilmann. Seine Attacke gegen die 
Internet-Enzyklopädie Wikipedia, auf deren Seiten seine Tätigkeit 
beim Staatssicherheitsdienst der DDR erwähnt war, ging klassisch nach
hinten los. Es gelang ihm nicht, den Hinweis darauf zu unterdrücken.
Im Gegenteil: Heilmann lenkte die Aufmerksamkeit erst richtig auf 
den problematischen Teil seiner Vergangenheit; die gewaltige Zahl 
neugieriger Nutzer in den vergangenen Tagen ist die gerechte Strafe, 
sein Vorgehen ein PR-Desaster in eigener Sache. Gewiss sind Medien 
der Wahrheit und der Achtung der Menschenwürde verpflichtet. Das gilt
auch für eine Institution wie Wikipedia, dieses gigantische Lexikon, 
an dem jeder nach bestem Wissen und Gewissen mitarbeiten kann. Seine 
Informationen waren in der Vergangenheit keineswegs immer über alle 
Zweifel erhaben.
Ein Propagandainstrument ist Wikipedia jedoch nicht. Schleichen 
sich Fehler ein, was angesichts von Millionen Einträgen leicht 
geschehen kann, lassen sie sich rasch korrigieren. Es braucht nicht 
die juristische Keule. Heilmann hat sich mit dem Zensurversuch einen 
denkbar schlechten Dienst erwiesen. Seiner Linkspartei ebenfalls. 
Denn er hat ungewollt wieder einmal sichtbar gemacht, wo sie ihre 
geistigen Wurzeln hat.

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207

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