Neue OZ: Kommentar zu Italien
Osnabrück (ots)
Angst vor dem Retter
L'Aquila gehörte in Mittelitalien zu jener Kategorie von Städten, unter die hierzulande Osnabrück oder Lingen fallen: Wohlstand, viel junges Volk wegen der Hochschule, historische Bausubstanz, vielfältige Kultur. Nach dem Beben ist die Stadt eine Trümmerwüste, ein Freiluft-Massengrab dazu. Die Vergleichbarkeit der Lebensumstände und die kurze Distanz zu den Urlaubszielen vieler Deutscher rücken L'Aquilas Katastrophe so nahe heran. Nahe geht auch dem Papst die Not rund um das Grab seines heiligen Vorgängers CölestinV. Wenn er für Opfer und Helfer betet, sollte er eines unbedingt einschließen: dass es nicht wie meistens laufen möge, wenn Italiener ihren Staat brauchen.
Die vergangenen 101 Jahre sah der behördliche Umgang mit der Erdbebengefahr ja so aus: fahrlässiger Optimismus anstelle erdbebensicherer Bauweise, fruchtlose Schuldzuweisungen statt Aufbauhilfe, medienwirksame Politiker-Auftritte im Überfluss, aber minimales Engagement. So hausen manche noch heute in Baracken, die vor 29 Jahren durch das Beben der Basilicata ihr Obdach verloren.
Regierungschef Silvio Berlusconi, Italiens selbst ernannter Retter, ist gefordert. Bekäme er das Krisenmanagement so hin, dass die vor möglichen Nachbeben Zitternden nicht auch noch die Fürsorge des Staates fürchten müssen, wäre schon viel gewonnen.
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