Neue OZ: Kommentar zu Südafrika
Wahlen
Osnabrück (ots)
Keine gute Wahl
Südafrika ist eine junge, lebendige, vielleicht aber auch noch pubertierende Demokratie. Die langen Schlangen vor den Wahlurnen sind Ausdruck eines nicht reibungslos funktionierenden Staatsapparates. Zugleich symbolisiert das stundenlange Warten der Wähler gleichwohl den Drang des Landes, sich vom Ballast der Apartheid-Vergangenheit nicht unterkriegen zu lassen und sich nicht von den riesigen Problemen der Gegenwart wie Arbeitslosigkeit, Armut, Kriminalität und Aids entmutigen zu lassen. Leider reicht guter Wille allein nicht aus, um Fortschritte zu erzielen.
Oft wird gesagt: Jedes Volk bekommt die Politiker, die es verdient. Übertragen auf südafrikanische Verhältnisse ist das wahrlich kein Kompliment. Der Wahlsieg des berüchtigten ANC-Chefs Zuma ist wohl nicht mehr zu verhindern. Er stand schon wegen Vergewaltigung und etlicher Korruptionsverfahren als Angeklagter vor vielen Gerichten und behauptet gerne, Duschen schütze vor dem HI-Virus. Richtig ist, dass er sich juristisch bislang stets reinwaschen konnte. Seine Popularität in den Armenvierteln und die historische Größe des ANC, dem sich Nobelpreisträger Mandela schon vor Jahrzehnten angeschlossen hatte, werden Zuma an die Staatsspitze bringen. Eine Zweidrittelmehrheit sollte er jedoch nicht erhalten. Denn eine solche Machtfülle in den Händen dieser zwielichtigen Persönlichkeit verheißt für das Land nichts Gutes.
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