Neue OZ: Kommentar zu Auszeichnungen
Friedenspreis
Magris
Osnabrück (ots)
An der Nahtstelle der Kulturen
Mit Claudio Magris wird das kultivierte Italien ausgezeichnet. Die Zuerkennung des Friedenspreises an den feinsinnigen Literaten wirkt wie eine Ohrfeige für Silvio Berlusconi und das Theater der Trivialitäten, in das dieser gefährlich halbseidene Regierungschef eine alte Kulturnation verwandelt hat. Dies wäre die tagesaktuelle Sicht auf die Entscheidung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.
Mit Claudio Magris gilt die Auszeichnung allerdings auch dem Bild von einem Europa, das durch geduldige Übersetzungsarbeit zwischen den Kulturen zusammenwächst. Als Trientiner hat dieser Literat feinstes Gefühl für die Nahtstellen und Kontaktsphären zwischen Sprachen und Literaturen. Er weiß wie wenige andere, dass Kultur nicht festgeschriebene Identität meint, sondern vor allem Fähigkeit zu Transfer und Transmission. Zum Glück wird mit Magris nicht nur ein Autor, sondern auch ein engagierter Publizist ausgezeichnet. Möge der Preis dazu beitragen, dass seine Stimme in Zukunft noch mehr gehört wird.
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