Neue OZ: Kommentar zu Afghanistan
Osnabrück (ots)
Moralisch vertretbar
Frieden mit den Taliban? Das wird nicht gehen, weil es die Taliban in Afghanistan als zentral geführte Bewegung und Streitmacht seit 2002 nicht mehr gibt. Wohl aber eine erschreckende Menge und Vielfalt von Kräften, denen ein Ende von Gewalt und allgemeiner Verunsicherung ein Dorn im Auge wäre. Aus dem banalen Grund, dass Recht, Ordnung, funktionierende Polizei und Armee die eigenen Geschäfte schädigen.
Deshalb ist es trotz wiederholter Misserfolge richtig, wenn Präsident Hamid Karsai versucht, Einzelne per Übereinkunft aus der Front seiner Gegner zu brechen. Richtig, weil es wegen der Machtverhältnisse und wegen der Zersplitterung Afghanistans der einzige Weg ist, das Land zu stabilisieren.
Was sich nicht zuletzt an Karsais Umgang mit seinen so genannten Freunden ablesen lässt. Auch diese bindet er mit Zweckbündnissen an sich. Obwohl sich unter ihnen reichlich Granden aus Bürgerkriegszeiten und Drogenbarone tummeln. Leute, deren Werdegang sich in punkto Aggressivität, Brutalität, krimineller Energie kaum von jenem der meisten Taliban-Anführer abhebt.
Weshalb es lächerlich anmutet, wenn im Westen darüber gerechtet wird, ob denn Übereinkünfte mit Taliban sinnvoll und moralisch vertretbar seien. Selbstverständlich sind sie das eine wie das andere.
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