Neue OZ: Kommentar zu Bundesregierung
Gewerkschaften
Osnabrück (ots)
Kuscheln im Kanzleramt
Nein, diesen Fehler macht Angela Merkel nicht noch einmal. Vor der vergangenen Bundestagswahl hatte sie mit allzu marktradikalen Positionen Anhänger der Union verschreckt. Das hätte sie beinahe den Einzug ins Kanzleramt gekostet.
Dieses Mal ist die CDU-Chefin deshalb vorsichtiger. Sie vertritt fast schon sozialdemokratische Positionen, lobt sogar überschwänglich die Gewerkschaften - wohl wissend, dass dies beim potenziellen Koalitionspartner FDP gar nicht gern gesehen wird. Immerhin ist es noch gar nicht lange her, da verglich FDP-Chef Guido Westerwelle die Gewerkschaften mit Heuschrecken und kritisierte sie als "Plage für unser Land".
Merkels Worte heben sich wohltuend von solchen Verleumdungen ab. Natürlich ist ihr Kuschelkurs der bevorstehenden Wahl geschuldet. Doch zugleich demonstriert sie damit Selbstbewusstsein und Sinn für Fairness. Denn die Gewerkschaften leisten im Kampf gegen die Krise wertvollen Flankenschutz - etwa durch moderate Lohnpolitik.
Die Bundeskanzlerin dankt ihnen das mit dem Versprechen, den Kündigungsschutz sowie bestehende Mindestlöhne verteidigen zu wollen. Das ist aus Sicht der Arbeitnehmerorganisationen nicht viel. Doch immerhin sind jetzt Grenzlinien gezogen, hinter die Merkel ohne Gesichtsverlust nicht zurückweichen kann.
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