Neue OZ: Kommentar zu Bildung
Schulen
Osnabrück (ots)
Das Prinzip des Sitzenbleibens hat in Deutschland Tradition. Und ist laut einer Umfrage aus dem Jahr 2006 bei der Mehrheit von Eltern und Lehrern ein akzeptiertes Instrument, um dem Nachwuchs mit Nachdruck den geforderten Lernstoff einzutrichtern. Doch diese milliardenschweren Disziplinierungsmaßnahmen fruchten offenbar nur in Ausnahmefällen. Das ist peinlich und alarmierend zugleich. Zumal viele Kinder allein schon unter der drohenden Nichtversetzung seelisch leiden. Welchen Sinn macht das Sitzenbleiben also?
Frech argumentiert: Mit der Möglichkeit, Schüler in Ehrenrunden zu schicken, können sich Lehrer der schwierigen Kinder entledigen. Das mag in Einzelfällen zutreffen, doch zielt es nicht auf den Kern des Problems. Vielmehr steckt der Fehler im System, das eine im Vergleich mit anderen Ländern einmalige Inflation an Klassenwiederholern erlaubt.
Es ist geradezu schizophren, dass Lehrern in - auch wegen Sitzenbleibern - übergroßen Klassen die Zeit fehlt, sich um den einzelnen Schüler zu kümmern, sie aber diese Zeit für eine individuelle Betreuung hätten, wenn es keine Wiederholer und damit kleinere Klassen gäbe. Ziel muss ein System sein, das nicht nur die lernschwachen Kinder auffängt, sondern gleichzeitig auch eine gezielte Förderung der lernstarken Schüler sicherstellt.
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