Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen
Zeitarbeit
Schlecker
Osnabrück (ots)
Nicht ganz so simpel
Es ist zu simpel, Schlecker jetzt zu verteufeln, und fertig. Denn Fälle wie dieser sind weder neu noch selten noch erstmals publik geworden. In vielen Schattierungen gibt es sie in zahllosen Branchen. Mitarbeiter werden entlassen, teils umgehend bei einer flugs gegründeten Gesellschaft zu neuen Konditionen angestellt und wieder im alten Job einge- oder eben durch Leiharbeiter ersetzt. Letztlich hat die Handelskette also sogar recht, wenn sie sich wegen der Aufregung um sie wundert - was es freilich nicht besser, sondern schlechter macht.
Dies aber ist nur die eine Seite. Auf der anderen stehen Unternehmen und Sozialkassen. Ein Niedriglohnsektor ist zwingend nötig, damit gering Qualifizierte Arbeit finden. Und neben Firmen haben auch viele Kunden ein Interesse an niedrigen Löhnen. Wäre bei Schlecker plötzlich alles teurer, würde auch geklagt.
Klar sein muss ferner, dass Leiharbeiter wegen schnellerer Kündigungen und niedrigerer Löhne zwar im Nachteil sind - sie aber ohne das messbar erfolgreiche Instrument vielfach gar keine Stelle hätten, die sie verlieren könnten. Worum es also gehen muss, ist ein Mittelweg: Leih- und Zeitarbeit nicht, wie von Gewerkschaften gerne betrieben, systematisch zu diskreditieren. Umgekehrt dürfen die Arbeitgeber nicht jeden Mindestlohnruf reflexartig ablehnen. Eine Bundesarbeitsministerin sollte hier - übrigens auch in ihre Partei hinein - lieber vermitteln statt einzelne Firmen anzuprangern.
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