Neue OZ: Kommentar zu Vatikan
Missbrauchsfälle
Osnabrück (ots)
...und der Papst schweigt
Tausende Kinder wurden in Deutschland missbraucht. Nicht nur, aber auch und vielleicht gerade in katholischen Einrichtungen. Und der deutsche Papst sagt nichts. Nur über Untergebene lässt er verbreiten, er sei bestürzt und Aufklärung das oberste Gebot, womit er selbst aber nicht einmal sonderlich glänzt. Der Fall etwa aus seiner eigenen Zeit in München ist der Kirche bereits lange bekannt, eine Erklärung dazu war vorbereitet. Veröffentlicht wurde sie aber erst, als Medien darüber berichteten. Und sein Bruder, der frühere Leiter der Domspatzen, behauptete erst, von nichts gewusst zu haben. Später gab er zu, auch persönlich geschlagen und ihm bekannte Berichte über Missstände "anders" eingeschätzt zu haben. Inzwischen soll es in dem Musik-Internat sogar weitere sexuell motivierte Fälle selbst in der späteren Phase von Georg Ratzingers Amtszeit gegeben haben.
Ist dies die Offenheit, deren sich die deutschen Bistümer rühmen? Sicher nicht. Auch die Thematisierung des kirchlich-katholischen Missbrauchs in einer solchen Situation als Medienkampagne zu diffamieren zeugt nicht von unfehlbarer Weisheit, sondern eher von verbohrter Führungsschwäche. So braucht sich der Vatikan nicht zu wundern, dass sich die Debatte aufs Katholikentum verdichtet und mit religiösen Kernfragen wie dem Zölibat vermischt, was immer das genau mit Missbrauch zu tun haben soll. Kritische Fragen aber stellen die Gläubigen von ganz alleine - und umso drängender, je länger der Papst schweigt.
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