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Neue OZ: Kommentar zu Berliner Schillertheater
Staatsoper
Schlingensief

Osnabrück (ots)

Raffinierter Schachzug
Die Berliner Staatsoper macht aus einem Notbehelf einen 
raffinierten Schachzug. Jürgen Flimm hievt die Lindenoper ein Stück 
in die Moderne - und vergrämt ihr Standortpublikum nicht allzu sehr. 
Denn das Experiment modernere Oper geht im stillgelegten 
Schillertheater über die Bühne. Bei Misslingen kann die Schraube nach
den drei Sanierungsjahren ohne Gesichtsverlust zurückgedreht werden -
sehr geschickt.
Vermutlich eilen nun viele aus der immer noch leidenden 
ost-westlichen Trauergemeinde in das 1993 geschlossene 
Schillertheater. Schauspiel- und avantgardeerprobt, schmeckt ihnen 
Teil drei von Christoph Schlingensiefs veroperter 
Krebskrankengeschichte womöglich besser als einem traditionsbewussten
Opernpublikum. Das wiederum wird dann mit Wagners "Ring" bei Laune 
gehalten, koproduziert von der großen Mailänder Scala - welch ein 
Coup! Ein Ende dieser Schiller-Ode an die Freude ist abzusehen: Das 
Schillertheater wird wieder Kult - und Volkes Stimme fordert die 
Dauerbespielung. Was Berlin abermals nicht wird bezahlen können. Und 
so tanzt einmal wieder die Geschichte im Kreise.

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207

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