Neue OZ: Kommentar zu Schiffbau
Werften
Osnabrück (ots)
Kein Turmbau zu Babel
Wer bei den Superlativen aus Papenburg an einen Turmbau zu Babel im flachen Emsland denkt, irrt gewaltig. Die gigantischen Ausmaße des auf 4000 Passagiere ausgelegten Schiffes sind nichts anderes als wirtschaftliche Notwendigkeit. Denn auch auf den Meeren bringt nicht mehr die erste Klasse das Geld - sondern die Masse. Und nur weil die früher als Luxusurlaub angesehene Kreuzfahrt inzwischen auch für Durchschnittsurlauber bezahlbar ist, ist sie zu einem der am stärksten wachsenden touristischen Segmente geworden. Die Folge ist, dass ähnlich wie an Bord eines Passagierflugzeuges jeder Zentimeter zählt.
Mindestens so wichtig ist aber auch das neue Image. Für die jüngere Kundschaft wurde das "Freestyle Cruising" entwickelt, für das die Norwegian Cruise Line, der Auftraggeber der Meyer Werft, als Wegbereiter gilt. Der Urlauber kann sich auch ohne Kleiderregeln und Tischordnung, dafür mit Erlebnisgastronomie auf den Palästen der Meere bewegen. Auf den neu zu bauenden Schiffen wird er nun sogar erstmals an einer Eisbar auf dem Schiffsdeck seinen Durst löschen können. Das mag etwas übertrieben wirken. Doch hat sich jüngst noch gezeigt, dass die Kreuzfahrt auch bei Schönwetter in unruhige See geraten kann: Nach Transocean Tours 2009 musste vor nur wenigen Wochen auch die Delphin-Gruppe Insolvenz anmelden. Um in dem harten Wettbewerb bestehen zu können, muss das Schiff selbst Destination werden.
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