Neue OZ: Kommentar zu Bundeswehr
Guttenberg
Gorch Fock
Osnabrück (ots)
Ohne Verstand
Die "Gorch Fock" war der Stolz der Marine. Ein wunderschönes Segelschulschiff, das ein Botschafter Deutschlands in den Häfen der Welt war. Dafür will man sich heute fast schämen.
Härtester Drill, Schlafentzug, Schikane, sexuelle Belästigung: Nach dem schrecklichen Tod einer jungen Rekrutin treten Details zutage, die schockieren. Daher ist es richtig, dass Verteidigungsminister zu Guttenberg den Kapitän abgesetzt hat, der einen Tag nach einer geschmacklosen Traueransprache auch noch Karneval feiern ließ. Bloß: Warum erst jetzt? Müssen erst Medien protestieren, damit Shootingstar zu Guttenberg handelt? Oder wusste der Verteidigungsminister lange nichts von den untragbaren Zuständen auf der "Gorch Fock"?
Letzteres ist wahrscheinlich. Denn nicht nur die Presse wird von manchem Bundeswehrsprecher getäuscht, auch Politiker erfahren mitunter nur Halbwahrheiten. Mit falsch verstandenem Korpsgeist und Verschleierungsmanövern muss das Ministerium aufräumen - auf der "Gorch Fock" wie in allen Teilstreitkräften, in denen gegen das Prinzip "Bürger in Uniform" verstoßen wird. Was besonders entsetzt: dass an Bord der "Gorch Fock" Macho-Gehabe und Machtmissbrauch herrschen. Junge Frauen und Männer völlig übermüdet in die Takelage zu schicken ist unverantwortlich. Hier mangelt es an Sinn und Verstand.
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