Neue OZ: Kommentar zu Jemen
Unruhen
Osnabrück (ots)
Ein zweites Somalia?
Noch ein arabischer Alleinherrscher, der in seinem Land zunehmend an Rückhalt verliert und gegen den sich die Wut der Bevölkerung richtet. Jahrzehntelang hat der jemenitische Präsident Ali Abdullah Salih sich an die Macht geklammert, nach einem Blutbad haben sich jetzt Minister, Militärs und wichtige Stämme von ihm abgewendet. Gezwungenermaßen bietet Salih seinen Rücktritt für das kommende Jahr an. Das sind mehrere Gemeinsamkeiten, vergleicht man die Entwicklung im Jemen mit derjenigen in Tunesien und Ägypten. Doch damit enden bereits die Parallelen.
Vermutlich wird sich der Präsident nicht mehr lange halten können. Mehr noch als in den nordafrikanischen Ländern stellt sich die bange Frage: Was und wer kommt nach dem Sturz Salihs? Wer auch immer auf ihn folgt, tritt ein schweres Erbe an: Im Jemen kann jeder zweite Einwohner nicht lesen und schreiben, jeder Dritte ist arbeitslos. Ein Mangel an Trinkwasser und die wachsende Bevölkerung verschärfen die Probleme im ärmsten Land auf der Arabischen Halbinsel ebenso wie Stammes-Rivalitäten und die Bedrohung durch das Terrornetzwerk Al-Kaida. Das alles lässt Schlimmes befürchten. Gut möglich, dass der jemenitische Staat ähnlich zerfällt wie Somalia. Besonders aufmerksam wird daher die Regierung im Nachbarland Saudi-Arabien auf die weitere Entwicklung schauen.
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