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Osnabrück (ots)

Kunstkritik mit dem Hammer

Mitten auf das Haupt des Herrn haben die Vandalen eingeschlagen, als sie Serranos Foto "Piss Christ" beschädigten. Volltreffer! Wer die Freiheit der Kunst abschaffen will, erteilt der christlichen Toleranzbotschaft tatsächlich einen Schlag ins Gesicht.

Die wirre Gewalt ist nicht nur in religiösen Begrifflichkeiten paradox; auch in den Kategorien der Kunst erreichen die frommen Verbrecher nichts: Der Marktwert provokativer Werke steigt mit der Lautstärke der Kritik. Besonders fatal ist es, wenn christliche Wut sich auf die Mohammed-Karikaturen beruft. Das passt nicht zur Deeskalationsstrategie der linken Wange.

Die Kunstkritik mit dem Hammer ist nicht nur kriminell und gefährlich; sie ist auch inhaltlich falsch. Wer im "Piss Christ" nur Blasphemie sieht, vereindeutigt unzulässig. Stellt das Plastik-Kreuz in Urin wirklich die Kirche bloß? Oder nur ihre Kitsch-Devotionalien? Am Ende macht Serrano sogar den Kern der christlichen Botschaft erfahrbar: die Lehre vom Gottessohn, der in die Erbärmlichkeit des Leibes hinabgestiegen ist. Wer hier blind draufhaut, versteht von Kunst so wenig wie vom Glauben. Ab in den Beichtstuhl!

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Telefon: 0541/310 207

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