Neue OZ: Kommentar zu Russland
Justiz
Chodorkowski
Osnabrück (ots)
Der aufrechte Gang
Literarische Briefe aus dem Gefängnis, die den düsteren Alltag, die brutale Gewalt und das Unrecht hinter Gittern schildern, gibt es einige. Man denke an berühmte Insassen wie Dietrich Bonhoeffer, Nazim Hikmet oder Nelson Mandela. Immer gingen die tapferen Verfasser dabei das Risiko weiterer Repressalien ein. Auch Russlands derzeit berühmtester Gefangener, Michail Chodorkowski, beweist Courage, indem er seine kritischen Ansichten zur russischen Justiz, zu den teils unmenschlichen Haftbedingungen und Demokratie-Defiziten öffentlich macht.
Der einstige Öl-Magnat provoziert damit ganz gezielt und unverblümt die Kreml-Führung, insbesondere Ministerpräsident Wladimir Putin. Nicht nur in seiner Heimat ist Chodorkowski spätestens dadurch zum moralischen Idol avanciert. Nach dem Motto: Da wagt einer im Knast den aufrechten Gang. Seine stoische Art, die politisch motivierte Gerichtsbarkeit zu ertragen, nötigt Respekt ab.
Prompt schmetterte ein Moskauer Gericht jetzt den Berufungsantrag des prominenten Häftlings ab, bis 2016 muss Chodorkowski in Haft bleiben. Putin behält damit den Schwarzen Peter, und Medwedew erweist sich wieder einmal als schwacher Präsident, der seine Versprechungen, die korrupte Justiz zu reformieren, nicht halten kann.
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