Neue OZ: Kommentar zu Kunst
Ausstellungen
Osnabrück (ots)
Ein fataler Missgriff
Christoph Schlingensief im Deutschen Pavillon der Biennale von Venedig: Darüber kann man nicht nur streiten, darüber muss man streiten. Und das nicht nur, weil der 2010 verstorbene Künstler auf diese Inszenierung seines Werkes keinen Einfluss mehr nehmen konnte. Der Streit muss vor allem um die Frage geführt werden, wie sich dieser Beitrag in die Ausstellungsgeschichte des Deutschen Pavillons einfügt. Der nationalsozialistisch inspirierte Umbau des einst nach antikem Muster errichteten Ausstellungshauses macht dieses Haus zu einem heiklen, weil historisch kontaminierten Ort.
Künstler wie Kuratoren haben darauf immer wieder mit bewusst konträren Setzungen reagiert. Legendär der Beitrag von Hans Haacke, der 1993 den Travertinboden des Pavillons aufhacken ließ, beeindruckend auch Gregor Schneiders Einbau eines Labyrinths in das verhängnisvolle Gebäude. Jetzt kommt Schlingensiefs Schmerzenskathedrale. Der Pavillon wird wieder zur Anbetungsstätte. Was für ein Missgriff. Und was für ein Tiefpunkt in der Biennale-Geschichte.
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