Neue OZ: Kommentar zu Forschung
Archäologie
Nano-Beschichtung
Osnabrück (ots)
Wegwerfen und erinnern
Wir werfen immer mehr weg. Nicht nur Konsumgüter aller Art, sondern auch Texte, Bilder, Daten und mit ihnen Erinnerungen. Mit den medialen Explosionen der digitalen Welt wächst der Überdruck all dessen, was wir sehen, lesen, zur Kenntnis nehmen könnten. Die einzige Vorkehrung gegen solche Überforderung: wegwerfen, ignorieren, gar nicht erst hinsehen. Mutet es vor diesem Hintergrund nicht seltsam an, dass Forscher einen hauchfeinen Überzug entwickeln, der ausgerechnet uralte Schriften noch perfekter als bisher konservieren hilft?
Ganz und gar nicht. Mediale Explosion und das gesteigerte Interesse an der Gedächtnispflege sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Jedes Gedächtnis setzt, so paradox das klingen mag, Vergessen voraus. Wir können nicht alles behalten. Gedächtnisse sind Strukturen, die auf Auswahl beruhen. Und das setzt das Weglassen voraus. Objekte, die für das Gedächtnis wichtig sind, werden dafür umso intensiver gepflegt. Sie sind bedeutungsvoll und sollen es bleiben. Musealisierung erlebt einen neuen Schub, mitten im Internetzeitalter. Was wäre logischer?
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