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Neue OZ: Kommentar zu Parteien
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Kanzlerkandidatur

Osnabrück (ots)

Schema der Überheblichkeit

Für gewöhnlich läuft es so: Die stärkste Partei treibt die Konkurrenz in der Frage der Kanzlerkandidatur vor sich her. Diesmal ist es anders. So hat Angela Merkel nicht etwa erklärt, über 2013 hinaus Kanzlerin bleiben zu wollen, und die Opposition offen herausgefordert. Nein, das wäre zu einfach. Von hinten durch die Brust ins Auge ließ sie huldvoll die Bereitschaft erkennen, einen Gegenkandidaten zu erwarten.

Verschwurbelter geht es kaum. Aber Merkel äußert sich gerne so. Sie arbeitet mit Andeutungen, legt sprachliche Patiencen und verlangt von Zuhörern, aus dem Gesagten Schlüsse zu ziehen.

Vermutlich empfindet die CDU-Politikerin das als raffiniert. Verstanden wird sie aber mitunter nicht. Aktuell wollte Merkel durch die betonte Beiläufigkeit in eigener Sache wohl maßgeblich auch den eigenen Leuten zu verstehen geben, dass es in der Union keine Alternative gebe und ihr Wiederantritt als Spitzenkandidatin mithin selbstverständlich sei.

Momentan stimmt das auch. Aber es gefällt längst nicht jedem. Bundespräsident Wulff kritisierte jüngst Kungelrunden unter Umgehung der Parlamente. Andere Unionspolitiker beklagen Merkels autokratischen Stil. Sich selbst ohne jeden Parteibeschluss als gesetzt zu sehen passt genau in dieses Schema der Überheblichkeit. Schon Merkels Vorgänger Helmut Kohl und Gerhard Schröder konnten sich dieser Attitüde nach ihrer ersten Amtszeit nicht entziehen. Beide erlebten ein schmerzhaftes Ende.

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