Neue OZ: Kommentar zu Gesundheit
Psychologie
Osnabrück (ots)
Das Leiden der Internet-Generation
Die Fakten machen Angst. Millionen Deutsche leiden unter einer psychischen Erkrankung, mit steigender Tendenz. Diese Entwicklung scheint vordergründig leicht erklärbar: Dank einer immer besseren Forschung erkennen Mediziner heute Krankheitsbilder, die vor einigen Jahren überhaupt nicht diagnostiziert wurden. Was früher leichtfertig als Stress oder Stimmungstief abgetan wurde, wird heute oft als Erkrankung erkannt. Zudem ist der Gang zum Psychologen weitgehend enttabuisiert, sodass eine Behandlung nicht mehr automatisch soziale Ächtung bedeutet. Effektivere, moderne Behandlungsmethoden machen außerdem die kürzeren Klinikaufenthalte erklärbar.
Vielfach liegen die Ursachen am Arbeitsplatz. Dennoch ist auffällig, dass gleichzeitig zur steigenden Zahl der Singlehaushalte auch immer mehr psychische Erkrankungen festgestellt werden. In Großstädten lebt bereits in jedem zweiten Haushalt nur eine einzige Person. Das bedeutet auch eine Tendenz zur Vereinsamung. Virtuelle soziale Netzwerke wie Facebook ersetzen eben keine Familie. Wem Lebenspartner oder reale Freunde fehlen, dem bleibt in Lebenskrisen für ein befreiendes Gespräch nur der Psychologe. Die Politik hat hier vor allem eine Aufgabe: Sie muss mit einer strukturellen Verbesserung von Behandlungseinrichtungen dafür sorgen, dass Erkrankte nicht monatelang auf Hilfe warten müssen.
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