Neue OZ: Kommentar zu BGH-Urteil
Unterhaltsrecht
Osnabrück (ots)
Gesetz für die Zukunft
Kein Wunder, dass das jüngste BGH-Urteil die Diskussion über das Unterhaltsrecht neu belebt hat. Mit dem Richterspruch wurde für normal erklärt, dass ein Mensch gleichzeitig Vollzeit arbeitet und allein kleine Kinder erzieht. Das aber passt nicht zur gesellschaftlichen Realität in Deutschland.
Es gibt nicht überall Kinderbetreuung, die einen ganzen Arbeitstag abdeckt. Dafür aber Vollzeitstellen, mit denen eine Frau - und um die geht es ja mehrheitlich - weniger als 1000 Euro verdient. Manche Jobs haben extreme Arbeitszeiten, die den Wiedereinstieg nach der Geburt eines Kindes bis heute regelmäßig unrealistisch machen. Stattdessen hält sich hartnäckig die Tradition, dass verheiratete Mütter höchstens halbtags arbeiten.
Das neue Unterhaltsrecht und dessen Auslegung durch den BGH verlangen nun ausgerechnet von Alleinerziehenden, dass sie mehr leisten als alle anderen Menschen. Schwierig - das hat inzwischen auch die Bundesregierung gemerkt, die ihr Gesetz noch einmal überprüfen will. Vielleicht kommt sie ja auf die Idee, die allzu hohen Erwartungen noch einmal aufzuschieben. Bis in die Zeit der Zukunft, in der es bei uns so normal wie etwa in Skandinavien sein wird, dass beide Ehepartner einen angemessen bezahlten Vollzeitjob zu guten Bedingungen haben, während die Kinder optimal betreut sind. Das würde dann auch nach einer Scheidung funktionieren - vermutlich sogar ohne gesetzlichen Zwang.
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