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Neue OZ: Kommentar zu Schwarzer
Roche

Osnabrück (ots)

Fast ein Verrat

Als Alice Schwarzer Familienministerin Kristina Schröder vor einem Jahr vorwarf, sie sei für den Job "schlicht ungeeignet", haben ihr noch viele Frauen applaudiert. Mit ihrer Attacke auf Charlotte Roche dürfte jetzt aber selbst die Front der Feministinnen alter Schule um Schwarzer herum bröckeln.

Die Tatsache, dass sich Schwarzer ausgerechnet des Begriffs der Betroffenheitsliteratur bedient, um das Werk der jungen Autorin zu diskreditieren, ist schon fast ein Verrat an der Sache der Frauen: Denn damit macht sie sich das vor allem in der Kulturszene weitverbreitete Vorurteil zu eigen, dass alles, was zu nah an den Gefühlen ist, keine Kunst sein kann. Das gilt für Autoren und ihre Bücher natürlich in gleicher Weise. Bisher wurde dieses Argument vor allem in männlich dominierten Kritikerkreisen gepflegt. Aus der Not, der statistisch nachgewiesenen Schwierigkeit im Umgang mit Gefühlen, wurde so kurzerhand eine Tugend gemacht. Eine Hürde, die viele Frauen, die im Kunstbetrieb erfolgreich sein wollen, von vornherein zum Scheitern verurteilt.

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