Neue OZ: Kommentar zu Großbritannien
Wikileaks
Osnabrück (ots)
Enthüllte Aufklärer
Die Enthüller von Wikileaks haben sich selbst bloß gestellt. Für die Internetaktivisten ist es mehr als eine Blamage, dass sämtliche Depeschen der US-Diplomatie aus den Archiven der Plattform ins Internet sickerten. Für Wikileaks bedeutet der Daten-Gau den Anfang vom Ende.
Als seriöse Anlaufstelle für Informanten in aller Welt haben sich die umstrittenen Netzaktivisten endgültig diskreditiert. Ihr sorgsam gepflegter Ruf als Weltagentur der Transparenz ist ruiniert. Der Anspruch von Julian Assange und Co., dunkle Machenschaften der Mächtigen zu entlarven, die Hinweisgeber aber eisern zu schützen, war offensichtlich einige Nummern zu groß. Gescheitert ist das Projekt letztlich an einem laxen Datenschutz, internen Machtkämpfen und der Eitelkeit seiner Protagonisten. Es ist schwer vorstellbar, dass sich künftig noch irgendein Informant mit heiklen Unterlagen an die zerstrittene Truppe mit ihren löchrigen Datenspeichern wenden wird.
Das Problem einer falsch verstandenen, grenzenlosen Transparenz ist damit freilich nicht gelöst. Es bedarf deshalb internationaler Regeln, die auch für Internet-Plattformen Grenzen setzen. Denn niemand kann ein Interesse daran haben, dass hochbrisante Informationen ohne Rücksicht auf mögliche Risiken für Menschen oder ganze Staaten ungefiltert im Netz landen.
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