Neue OZ: Kommentar zu Wulff
Osnabrück (ots)
Spät, aber respektabel
Die Erklärung des Bundespräsidenten hätte umfassender ausfallen können. Er bittet nicht um Entschuldigung, er bedauert nur. Er bezieht sich lediglich darauf, ob er den Geerkens-Kredit im Landtag hätte erwähnen sollen - er sagt nicht, dass dieser als solches ungeschickt war. Und er äußert sich spät - Tage, nachdem die Vorwürfe veröffentlicht werden, Monate, nachdem sich Journalisten das erste Mal nach den Vorgängen erkundigt haben.
Gleichwohl, Christian Wulffs Worte verdienen Respekt. Letztlich bleibt auch verständlich, dass er Details seiner privaten Finanzen im Landtag nicht darlegen wollte. Schließlich lässt ein abseits von Banken und weit über Verkehrswert finanzierter Hauskauf viel Spielraum für Interpretationen über Wulffs finanzielle Möglichkeiten zu jener Zeit.
Klug verhält sich derzeit die Bundes-SPD. Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann, der in dieser Sache das Wort führt, agiert ohne Schaum vor dem Mund. Griffe er den Präsidenten an, würde er nur das Feuer auf sich ziehen und die Reihen der Union zusammenrücken lassen. So sprechen die Vorwürfe für sich. Dass sie überhaupt auf derart großen Widerhall stoßen, liegt auch an Wulffs eigenen, mehrfach bekundeten hehren Ansprüchen und weniger daran, dass sie für sich genommen so schwerwiegend wären. Weihnachten gilt als Fest des Friedens: Kommen keine pikanten Details aus Wulffs früheren Zeiten hinzu, sollte die Sache spätestens dann vorüber sein.
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