Neue OZ: Kommentar zu Merkel
CDU
Osnabrück (ots)
Aus Schröders Fehlern nicht gelernt
Erinnern Sie sich noch? Es gab mal einen hessischen Ministerpräsidenten namens Roland Koch. Der wetterte gegen Ausländer, kriminelle Jugendliche sowie Hartz-IV-Empfänger. Und er hatte ein CDU-Parteibuch. Doch der Populist hat die politische Bühne verlassen. Es mag sein, dass Angela Merkel erst dieser Tage merkt, was sie an dem Trommler aus Wiesbaden hatte. Denn auch wenn er oft quergeschossen hat, einen Vorteil hatte Koch: Er war Identifikationsfigur für den rechten Flügel der CDU.
Der Krawall-Rhetoriker mit Platz im Parteipräsidium war das personifizierte Gegengewicht zum Mitte-links-Kurs der Parteivorsitzenden. Oder wie es ihre parteiinternen Kritiker formulieren: zur Sozialdemokratisierung der Christdemokraten. Seit Kochs Abgang hat es niemand geschafft, die Lücke zu füllen.
Dabei war sein Rückzug für Merkel vor allem eine Chance: Sie hätte einen Ersatz in Stellung bringen können, der die konservative Seele der Partei streichelt, während sie links der Mitte neue Wählerschichten erschließt. Doch diese Gelegenheit hat sie fahrlässig verstreichen lassen. Das zeugt nicht von Führungsqualität und rächt sich jetzt. Die Parallelen zur SPD unter Gerhard Schröder sind frappierend. Das Erstarken der Linkspartei war nur möglich, weil Schröder die gleichen Fehler beging wie Merkel jetzt. Nicht nur Parteimitglieder merken dies, sondern auch jene Wähler, die sich mit ihrer politischen Einstellung in Merkels CDU nicht mehr heimisch fühlen.
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