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Neue OZ: Kommentar zu Bundespräsident
Wulff

Osnabrück (ots)

Nicht mehr in die Länge ziehen

Wie schnell man sich unter Druck vergaloppieren kann, zeigte in dem Interview mit Christian Wulff ausgerechnet eine Journalistin. Sie selbst zahle 150 Euro pro Nacht, wenn sie bei Freunden schlafe, sagte ZDF-Hauptstadtstudioleiterin Bettina Schausten. Glaubhaft ist das nicht. Aber selbst, falls es stimmt, ging dieser Punkt an den Präsidenten: "Dann unterscheidet Sie das von mir in dem Umgang mit den Freunden", beschied er der öffentlich-empörten Fragestellerin kühl.

Nun stand in der Sendung nicht sie am Pranger, sondern Wulff. Trotzdem bleibt die Episode beispielhaft für eine erhebliche Portion Doppelmoral, die sich durch die vergangenen Wochen zog. Was hat Wulff auf dem Anrufbeantworter genau gesagt? Dem bisherigen Ablauf der Affäre nach dürfte es auf verschiedene Weise interpretiert werden, oftmals voreingenommen. Am Mittwoch waren die ersten kritischen Kommentare jedenfalls schon geschrieben, bevor die Inhalte des Interviews überhaupt bekannt wurden.

Es ist höchste Zeit, die Sache nicht mehr künstlich in die Länge zu ziehen. Und sich zu fragen, wozu das Amt des Bundespräsidenten nach alledem noch gut ist. Unabhängig vom jeweiligen Inhaber muss es gestärkt werden. Es changiert zwischen Grußonkel, Königsersatz, und verfassungsrechtlichem Oberhaupt einer parlamentarischen Demokratie. Kein Kandidat erfüllt angesichts der wabernden Vielfalt alle Anforderungen, die von ihm erwartet werden. Die Wahlumstände tun ein Übriges. Auch deshalb verliert der Posten mit jeder neuen Besetzung an Glanz.

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