Neue OZ: Kommentar zu Bundespräsident
Wulff
Osnabrück (ots)
Perpetuum mobile
Hinterbänkler, Uralt-Vorwürfe und inzwischen nur noch Petitessen: Die vierwöchige Debatte um den Präsidenten nährt sich momentan nur noch aus sich selbst. Sie ist zum politischen Perpetuum mobile geworden. Fragwürdig ist auch die Rolle der SPD. Während sie sich zunächst zurückhielt, änderte sich die Strategie auf dem Scheitelpunkt der Welle. Seither versuchen Parteigrößen, die Vorwürfe krampfhaft in Richtung Kanzlerin zu lenken. Dies bleibt ein durchschaubares Manöver von begrenzter Lauterkeit und birgt das Risiko, auch bei der eigenen Klientel mehr Widerwillen als Zustimmung hervorzurufen. Schließlich bemerken inzwischen auch die federführenden Medien, dass sie nicht als furchtlose Aufklärer dastehen, sondern wie Eiferer und schlechte Verlierer wirken.
In der Sache bleibt daher unverändert festzuhalten: Sobald Falschaussagen Wulffs offenbar werden oder klare und kapitale Vergehen, die mehr als Stilfragen sind, muss das auf den Tisch. Ist das aber nicht der Fall, sollte Ruhe herrschen. Das hat nichts mit der so strapazierten Würde des Amtes zu tun, sondern mit menschlichem Anstand. Auch Wulff selbst machte gestern mit der Freigabe der Fragen einen Schritt in Richtung Ende der Affäre. Und, am Rande bemerkt: Seine privat beauftragten Anwälte werden ihm für ihre Arbeit der vergangenen Wochen einen sechsstelligen Betrag in Rechnung stellen. Das ist auch für einen Bundespräsidenten eine durchaus schmerzhafte Buße.
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