Neue OZ: Kommentar zu Bundestag
Wehrbeauftragter
Jahresbericht
Osnabrück (ots)
Große Sinnkrise
Der Bundeswehr wird viel zugemutet. Der Afghanistan-Krieg zerrt an den Nerven. Zusätzlich schlägt die große Strukturreform auf die Stimmung, wie der Wehrbeauftragte in seinem Bericht kritisch anmerkt. Die Klagen sind teils verständlich. In der Heimat werden Standorte und Stellen gestrichen, während die Soldaten an der afghanischen Front immer stärker am Sinn des Einsatzes zweifeln. Zudem ist die Ausrüstung weiter so bescheiden, dass Kampfeinsätze überwiegend den Alliierten überlassen bleiben. Die Bundeswehr ist im Vergleich zur US-Armee nur drittklassig. Hinzu kommen große Belastungen für Ehen und Familien, wenn etwa der nächste Auslandseinsatz ansteht oder der künftige Standort Hunderte Kilometer vom Heimatort entfernt liegt.
Natürlich müssen auch andere Berufsgruppen Entbehrungen in Kauf nehmen. Manch ein Lkw-Fahrer oder Handelsvertreter etwa sieht sein Kind nur am Wochenende. Und das Risiko für Leib und Leben kann bei Polizei und Feuerwehr ähnlich hoch sein wie bei der Bundeswehr. Deshalb muss manche Kritik im Bericht des Wehrbeauftragten relativiert werden, genauso wie die darin aufgestellte Behauptung, die Truppe sei trotz allem sehr motiviert. Frustriert sind viele Soldaten aber vor allem darüber, dass sie in der Gesellschaft kaum öffentliche Anerkennung erfahren, wenn sie etwa am Hindukusch ihr Leben riskieren. Das verstärkt die große Sinnkrise der Bundeswehr ungemein.
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