Neue OZ: Kommentar zu Vatikan
Kirchen
Missbrauch
Osnabrück (ots)
Spät, aber immerhin
Noch vor zehn Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass Bischöfe und Ordensobere aus aller Welt in Rom über ein heikles Thema sprechen, das die katholische Kirche bis ins Mark erschüttert hat: die Skandale des sexuellen Missbrauchs durch Priester und andere kirchliche Mitarbeiter. Die Konferenz des Vatikans kommt zwar spät nach den schockierenden Vorkommnissen, die vor allem in den USA, in Irland, Deutschland und den Niederlanden bekannt wurden. Aber immerhin: Allein, dass die Weltkirche die Vorkommnisse überhaupt selbstkritisch aufgreift und auch Opfer zu Wort kommen lässt, ist schon ein Fortschritt.
Nur auf diese Weise kann die Institution versuchen, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen und, ebenso wichtig, vorbeugend zu wirken. Nur so kann entstehen, was in der Kirchensprache eine "neue Kultur des Hinschauens und Hinhörens" heißt. Am schwierigsten wird die Prävention vor Missbrauch in jenen Ländern sein, in denen es um den Schutz von Kindern und Frauen generell schlecht bestellt ist. Auch in Europa, etwa in Italien, tun sich Bischöfe offenbar schwer. Die Deutsche Bischofskonferenz dagegen hat Leitlinien für die Ahndung und Vorbeugung von Missbrauch erlassen, es gibt einen kirchlichen Missbrauchsbeauftragten und wissenschaftliche Studien. Dieses Vorgehen kann weltweit als Vorbild dienen.
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