Neue OZ: Kultur-Kommentar zu Ákos Kertész
Osnabrück (ots)
Behörde in Verlegenheit
Ungarns Künstler verlassen das Land: Was für eine Schlagzeile! Sie fügt sich in alles, was über die Regierung Orbán zu lesen ist: vom rigiden Mediengesetz bis zum Nationalstolz in der Verfassung.
Der Schönheitsfehler: Was der Romancier und angehende Exilant Ákos Kertész nach seiner Ungarn-Kritik im eigenen Land erlitten hat, ist zumindest von außen schwer zu beurteilen. Schwarz auf weiß nachzulesen sind allerdings die Einlassungen, mit denen er selbst hervortrat: eine Wutrede, die mit dem "ungarischen Untertanen-Gen" ausdrücklich rassistisch argumentiert. "Dem Ungarn" eine Alleinschuld am Holocaust zuzuschreiben ist nicht weniger fragwürdig.
Der notwendigen Debatte um den Rechtsruck im Lande ist mit der Eskalation nicht gedient. Stattdessen bringt Kertész Kanadas Einwanderungsbehörden in Verlegenheit, die abwägen müssen: Ist sein Asylantrag berechtigt - oder nur der Versuch, Aufmerksamkeit zu erregen? Dass dabei über einen Holocaust-Überlebenden geurteilt wird, dem in seinem Leben unbestritten enormes Unrecht angetan wurde, macht die Sache besonders sensibel.
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