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Neue OZ: Kommentar zu Tarife
Öffentlicher Dienst
Warnstreiks

Osnabrück (ots)

Muskelspiele

Schon die Nadelstiche sind schmerzhaft: Vielerorts fahren keine Busse und Bahnen, bleiben Kindertagesstätten geschlossen und Mülleimer ungeleert an der Straße stehen. Zehntausende von Beschäftigten im öffentlichen Dienst signalisieren mit ihren Warnstreiks, dass sie hinter der Forderung nach kräftigen Lohnzuwächsen stehen. Dass die Arbeitgeber bislang kein Angebot vorgelegt haben, hat die Stimmung offensichtlich angeheizt.

Die Gewerkschaft Verdi geht nun gestärkt in die zweite Verhandlungsrunde am kommenden Montag. Die Strategie, schon in einem frühen Stadium der Tarifrunde die Muskeln spielen zu lassen, scheint Früchte zu tragen. Sie ist aber nicht ohne Risiken. Vor allem stellt sich die Frage, wie groß am Ende die Ernüchterung der Beschäftigten sein wird. Denn die Erwartungen, die Verdi mit der saftigen 6,5-Prozent-Forderung geweckt hat, sind nicht zu erfüllen, Enttäuschungen unvermeidbar.

Natürlich wären höhere Entgelte gerade in den unteren Tarifgruppen höchst wünschenswert. Auch könnte davon die Binnenkonjunktur profitieren. Doch ist angesichts der hohen öffentlichen Verschuldung und stark gestiegener Sozialausgaben in den Kommunen harter Widerstand programmiert. Die Kunst besteht nun darin, die Kontroverse trotz aller Differenzen nicht eskalieren zu lassen. Der Streit muss am Verhandlungstisch ausgetragen werden, und nicht auf dem Rücken der Bürger.

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