Neue OZ: Kommentar zu Leute
Marchildon
Osnabrück (ots)
Zweifelhafte Vorbilder
Verzweifelt blickt das Nachwuchsmodel in die Kamera. Gerade noch voller Hoffnung auf eine glanzvolle Zukunft auf dem Laufsteg, bricht die junge Frau fast zusammen, weil ihr die Jurorin mit stählernem Blick mitgeteilt hat: Du bist leider nicht weiter. Dramatische Musik. Tränen. Schnitt.
Model-Castingshows erreichen erstaunliche Einschaltquoten, auch im siebten Jahr nach Heidi Klums Debüt mit "Germany's Next Topmodel". Dramatik ist fester Bestandteil des Show-Konzepts: Wer den Maßstäben der Branche nicht genügt, fliegt. Das Argument: Du bist der harten Modewelt nicht gewachsen. So mancher Mädchentraum wird dabei brutal zerstört.
Dass sie dieser Welt doch gewachsen ist, hat Ananda Marchildon mit ihrem Gang vor Gericht gezeigt. Es ging um wenige Zentimeter auf der einen und Zehntausende Euro auf der anderen Seite. Am Ende ging es aber vor allem darum, dass die junge Frau auf ihrem Recht bestand, und es schließlich bekam. Dass sich andere Mädchen auch so selbstbewusst verhalten, ist ihnen zu wünschen. Solange aber hohlwangige Magermodels als Schönheitsideale gelten, läuft die Mode-Maschinerie weiter wie bisher: Mädchen eifern zweifelhaften Vorbildern nach, und die Modelagenturen berufen sich bei ihren extremen Vorgaben auf Kundenwünsche. Dabei gibt es längst namhafte Hersteller und Magazine, die mit normalgewichtigen Frauen werben. Und: Diese Kampagnen sind ein Riesenerfolg.
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