Neue OZ: Kommentar zu Kulturpolitik
Osnabrück (ots)
Stichworte für Populisten
Kultur braucht Debatte. Das haben jene Kultursachwalter ignoriert, die mit Sätzen wie "Theater muss sein" oder "Wir fördern, was es schwer hat" Begründungen geliefert haben, die einfach keine sind, oder dem Rückzug in die selbst gewählte Nische gefährlichen Vorschub geleistet haben. Antje Vollmers Vorschlag, alle deutschen Stadttheater als UNESCO-Welterbe unter Schutz zu stellen, markierte den Gipfelpunkt einer Kulturpolitik als Bestandsschutz um jeden Preis.
Mit dem "Kulturinfarkt" schlägt die Tonlage nun rabiat um. Die Streitschrift liefert Stichworte für Populisten, Mahner und Warner. Die einen wollen am liebsten die ganze Kultur dichtmachen, die anderen sehen selbst mit der kleinsten Einsparung den Untergang des Abendlandes heraufziehen. Beides hilft nicht weiter.
Dabei arbeitet die Kulturszene längst an neuen Herausforderungen. Statt Sattheit und Reformstau zu beklagen, hätten die Infarkt-Diagnostiker auch avancierte Beispiele einer erneuerten Kulturarbeit beschreiben können. Das furiose Verdammungsurteil sorgt für Medienecho, der ernst gemeinte Vorschlag nicht. Dabei verdiente Kultur Hingabe und keinen Zynismus.
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