Neue OZ: Kommentar zu Norwegen
Justiz
Breivik
Prozess
Osnabrück (ots)
Gespenstisches Spektakel
Norwegen steht ein gespenstisches Spektakel bevor. Zehn Wochen bekommt der Massenmörder Anders Behring Breivik die größte nur vorstellbare Bühne, genau, wie er es wollte. Seiner beispiellosen Tat vom 22. Juli folgt nun ein beispielloser Prozess: Rund 800 Journalisten aus aller Welt werden die Verhandlungen in Oslo zu einem Medienereignis der Extraklasse machen. Der norwegische TV-Sender NRK plant die ausführlichste Berichterstattung, die er je einem Thema gewidmet hat. Und warum? Sind noch irgendwelche Fragen offen?
Es ist bekannt, dass Breivik sich für unschuldig hält, obwohl er die für acht Menschen tödliche Bombe in Oslo gezündet und in unvorstellbarer Skrupellosigkeit 69 Menschen auf der Insel Utøya erschossen hat. Der Täter hat bereits deutlich gemacht, dass er es für seine Pflicht hielt, so zu handeln, um gegen die angebliche Islamisierung Norwegens vorzugehen. Nach dem Schock der Anschläge war es für die Norweger von zentraler Bedeutung, sich auf die Stärken ihrer Demokratie zu besinnen. Dazu gehört selbstverständlich, dass jeder Angeklagte einen fairen Prozess bekommt. Dass der vor den Augen der Öffentlichkeit stattfindet, soll den Menschen beim Verstehen helfen. Die Frage ist aber, ob das noch irgendjemandem hilft, oder ob das Land in den kommenden Wochen unnötig aufgewühlt wird, während sich der Täter auf dem Höhepunkt seines Kreuzzugs wähnt.
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